Gaukler, Wanderer und Ikonoklasten

  • Der Lord hatte kurz mit sich zu ringen. Mit einem Schmuckstück solcher Machart und Qualität, das war selbst ihm als Laien klar, ließe sich halb Adrays kaufen.

    "Ein großzügiges Geschenk, dass spielend den Wert aller bisherigen Gaben in den Schatten stellt. Auch eine interessante Entscheidung es dem Clan Adrays darzubieten. Sagt mir; wie kommt mein Blut zu solcher Aufmerksamkeit der Waldakai? Und, eine Frage die sich in eurer Gegenwart gerade zu aufzwingt, was ist seine Geschichte?"

  • Jokus hatte seine liebe Mühe seine Augen wieder auf den Boden zu richten. Das war wohl vom Augenschein her das wertvollste Objekt, was er je gesehen hatte. Warum hatte Kennard Ihm das alles vorenthalten? Und wer mochte sich wohl hinter der Kapuzengestalt verbergen. Jokus konnte sich nicht erinnern, diese Person auf der Reise mit seiner neuen Familie gesehen zu haben. Andererseits war Sie auch jetzt tief verhüllt. War es ein Kutscher, ein Koch, ein Tänzer, der sich jetzt nur verkleidet hatte? Aber warum sollte so jemand die ganze Zeit so einen Schatz bei sich haben? Oder hatte Kennard diese Person erst hier vor den Mauern getroffen? Alles in Allem hatte er mehr Fragen, als Antworten und war gespannt, wie es weiter ging.

  • „Nur wenig Dinge auf dieser Welt gibt es, welche das Herz unserer Mutter noch begehrt. So gesehen ist es gleich ob ein Geschenk den irdischen Wert eines Königreiches hat oder einer einzelnen Kupfermünze. Schließlich gilt die Geste und die Gedanken dahinter.“

    Die Stimme mochte Jokus bekannt vorkommen, wirkte nun jedoch viel kraftvoller, als er sie das letzte Mal bei Koldus vernommen hatte. Die verhüllte Gestalt schlug die Kaputze zurück und nun wo Jokus einen Blick auf den Mann werfen konnte war dies ohne Zweifel Koldus … wenn auch etwa zwanzig Jahre jünger. Er wirkte kräftiger, jünger, sonst aber wie der Alte … aber dann wieder doch nicht. Lediglich seine Augen hatten sich verändert und schienen in einem goldenen Glanz, Augen, deren Blick standzuhalten einfach nicht möglich war.

    „Und gern bin ich bereit, verehrter Lord, euch eine entsprechende Geschichte zu erzählen. Doch …“ er deutete auf den Raum und die neben ihn Knieenden, „… lässt sich wesentlich besser im sitzen erzählen, in einer beschwingten Runde mit etwas zu trinken und zu essen. Meint ihr nicht auch?“

    Ansehen durch Leistung

  • Die Mundwinkel des Lords zuckten kurz amüsiert. Alles in ihm schrie förmlich auf wie gefährlich dieser Mann sein konnte. Und doch, der Schatten der tief in Lord Tristan lebte, Teil von ihm war, regte sich begeistert.

    Waren die letzen Tage wie im Rausch der Automatismen an ihm vorbei gezogen war er seit langem zum ersten Mal wieder sehr wach und klar.

    "Sicher, was wäre ich für ein Gastgeber, wenn ich nicht für das Wohl derer Sorge die meinen Frieden halten und meinen Clan ehren."

    Wie so oft in diesen Hallen schien wie auf ein ungehörtes Signal alles seinen Gang zu gehen und ein paar Bewohner des Schlosses kamen durch eine der Türen in der Seite der großen Halle herein und trugen einen, mit herzhaften Speisen gedeckten, Tisch herrein, kurz gefolgt von einem Paar Bänke. Diese Magie war wohl eher der Vorbereitung des Leibdieners und des Haushofmeisters zu verdanken, als tatsächlicher Zauberei. Man war gern vorbereitet in Adrays.

    Nachdem die Karawane ihre Ladung abgestellt hatte, betrat auch Lady Yuna den Saal, von ihrem bald Zukünftigen gebeten ihnen Gesellschaft zu leisten in ihrer Rolle als baldige Lady vom Fels.

    Der Lord nahm an einer Seite auf der Bank Platz und wies auf die freie Bank vor ihm.

    "Nehmt Platz und brecht das Brot mit mir."

  • Jokus keuchte, als die Person die Kapuze zurückschlug.

    "Koldus?", flüsterte er ungläubig. Wie konnte das sein? Als die Umräumarbeiten begannen scharrte sich Jokus hinter Kennard, wie ein Küken an seine Glucke. Er hatte den alten Walldakai, der nun viel jünger aussah für tod geglaubt. Das alles kam Ihm sehr rätselhaft vor und er traute sich auch nicht dessen gold-glänzenden Augen anzusehen.

    Als die Sitzgelegenheiten aufgestellt waren, blickte er fragend zu Kennard. "Wo soll ich sitzen?", flüsterte er zu Ihm.

  • Kennard bedeutete Jokus ruhig zu bleiben und sich einfach nach den anderen richtend als letzter zu setzen. Nachdem schließlich alle Platz genommen hatten, Jokus saß dabei dem Lord am entferntesten, brachen sie gemeinsam das Brot und lobten die Gastfreundschaft des Herrn des Hauses.

    Es mochte verwunderlich erscheinen, dass Koldus nichts zu sich nahm, jedoch lehnte er sich alsbald zurück und begann seine Geschichte, wie er es versprochen hatte, zu erzählen. Gemeinsam reisten sie zurück in alte Zeiten, damals noch weit vor dem großen Brand, an die Gestaden des Meeres, an dessen Ufern sich heute das Herrschaftsgebiet derer zu Chrysali erstreckte. In geheimnisvollen Worten beschrieb der Walldakai die Ankunft einer Flotte von Schiffen, beladen mit Kostbarkeiten, welche in der heutigen Zeit kaum noch vorstellbar waren. Abenteuer, Forscher, aber letzten Endes Vertriebene aus ihrer alten Heimat sollen sie gewesen sein, welche damals den Strand betraten und dieses Land in Besitz nahmen. Der Stützpunkt der Seefahrer, welchen sie errichteten, ward beherrscht von einer einzelnen Frau, welche den Titel des Seekönigin trug und an diesem Ort verharrte, während der Großteil der Seefahrer immer weiter in das Landesinnere vor drang getrieben von ihrem unbändigem Hunger nach mehr. Auf ihrem Haupt prangte das Symbol ihrer Herrschaft, eine Tiara aus Sterneneisen und Perlen der See.“

    Koldus verharrte und genoss die sich ausbreitende Stille ehe er weiter sprach „Eine alte Geschichte, ob wahr oder nicht wer vermag dies schon zu berichten. Doch so wurde sie mir zugetragen von unserer Mutter, zusammen mit der Bitte sie dem Hause Ardrays darzureichen als Symbol der Freundschaft und des Friedens den sich viele Wünschen.“

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  • Lord Tristan nickte sanft. "Der Clan weiß Geschenk und Geste zu schätzen und ich bin gewillt der Bitte der Mutter nachzukommen wie es ihr gefällt. Doch muss ich um Freundschaft zu schließen meinen Freund kennen, wie er auch mich.

    Erkenntnis und Verständnis füreinander sind ein festes Fundament für den angestrebten Frieden und das Wissen um ein festes Bündnis untereinander.

    Also will ich die Mutter kennen lernen, unter ihren Wünschen ob des Umstandes."

  • Yuna hatte alle beim Eintreten begrüßt und ihr war eine ehrliche Freude anzusehen, als sie Jokus wieder erkannte. Koldus indes faszinierte sie auf eine ganz andere Weise auch ohne eine ihrer Gaben zu wirken, war sie sich sicher, dass er etwas außer gewöhnliches war. Dieser Schimmer in den Augen und dieser Blick. Neugierde und Faszination rangen in ihr.

    Sie hatte sich auf die Tischseite von Tristan gesetzt und gespannt der Geschichte gelauscht. Menschen die über die salzige See gereist waren? War sie nicht das Ende und der Anfang von Tradmora? Unbezwingbar? Unberechenbar? Wie sollte man sie Überqueren? Sie versuchte die Gedanken zur Seite zu schieben. Die salzige See war der Anfang und das Ende, wer ihr versucht zu trotzen, wird über kurz oder lang in ihre Arme geschlossen. Und doch... auch wenn sie versuchte ihr mienenspiel zu beherrschen, waren ihr ihre Gedanken und Gefühle während der Geschichte klar anzusehen.

    Diese Tiara schien etwas ganz besonderen, wertvolles vor allem auch als Symbol von Frieden und Freundschaft zu sein. Ja Wünschen die sie nur allzu gut verstehen konnte.

    Tristans Worte rissen sie aus ihrem Gedanken. Kurz überlegte sie nachzufragen, was für ein Geschenk. Entschied sich aber zunächst das weitere Gespräch zu beobachten.

    In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hermann Hesse)

  • Einen kurzen Augenblick nach dem sich ihre Gedanken und Tristans Worte gesetzt hatten, lächelte sie freundlich aber aufrichtig.

    "Ich danke euch ebenfalls. Es wäre mir ebenso eine Ehre, wenn eure Mutter mich ebenfalls empfangen würde", kam dann fast zögerlich jedoch sehr aufrichtig von Yuna. Ihre Neugierde und ihr Interesse war ernsthaft geweckt.

    In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hermann Hesse)

  • Koldus lauschte den Worten des Lords und der Damisella und antwortete erst nach einer Weile. „Ich danke euch beiden für eure Worte, kann jedoch nichts über die Reaktion sagen. Mutter verließ ihr Lager lange Zeit nicht, sondern entsendet statt dessen Getreue wie mich. Es ist zumindest bislang nicht üblich gewesen Nichtwalldakai zu ihr zu führen. Aber eure Worte werden überbracht werden.

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  • Lord Tristan nickte. "Natürlich werde ich nicht von der Mutter verlangen Tradition zu brechen. Wenn sie beschließt dass es in ihrem Haus so gute Sitte ist, werde ich Heim und Herd meiner neuen Freunde und Verbündeten Ehren, wie sie mir haben Ehre zu Teil werden lassen und mich dem Wort der Mutter respektvoll fügen. Sicherlich erweist die Mutter mir umgekehrt den gleichen Dienst.

    Tradition ist auch für uns wichtig."

    Bei diesen Worten öffnete sich eines der im Schatten liegenden Seitenportale, die eine der Zofen Hildegards öffnete um ihr Einlass zu gewähren.

    "Ah, hochverehrte Tante, setz dich zu uns und heiße unsere Gäste und, so hoffen wir auf beider Seiten, auch bald neuen Verbündete und Freunde willkommen.

    Wenn ich den Herren vorstellen darf, meine Base Hildegard von Adrays. Ein unverzichtbarer Teil meines Rates."

  • Yuna nickte bei Tristans Worten.

    "Den Worten des Lords kann ich nur zu stimmen", sagte sie sanft um Tristans Worte noch einmal zu bekräftigen.

    Ihr Blick wanderte wieder zu der außergewöhnlichen Tiara in den Händen des Walldakai. Immer wieder wanderte er über die feine Arbeit und blieb auf der roten Perle.

    Tristan konnte ihr Ansehen, dass einige Fragen sie Beschäftigten aber auch ein Glimmen, gleich einem freudigen neugierigen Leuchten, in ihren Augen beim Anblick der Perlen, sowie ein ganz leichter Schimmer von Heimweh. Auch wenn Yuna eine Tochter der See war und die See immer in sich trug, erinnerte sie dieses wundervolle Stück doch daran, wie weit sie in diesem Augenblick von ihr entfernt war.

    "Was wurde aus der Seekönigin in eurer Geschichte?" Fragte sie dann neugierig.

    Als Hildegard den Raum betrat nickte sie ihr zur Begrüßung freundlich zu.

    In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (Hermann Hesse)

  • Die Alte Dame trat in den Saal ein und verhielt einen Moment, auf ihren Stock gestützt, nahm die Gäste in Augenschein. Walldakai! Hier? Jetzt? Was für ein Zufall, wo sie doch erst vor kurzem über ein Treffen mit ihnen nachgedacht hatte. Nun waren sie hier und nein, sicherlich war es kein Zufall. Die Hochzeit führte viele Leute zusammen. Die Walldakai waren Hildegard suspekt, genauso wie die Leroni. Trotzdem waren sie wertvoll und der Achtung wert.

    Die Alte Dame trat langsam und fast lautlos näher an den Tisch, an dem gerade gegessen wurde. Was hatte sie verpasst? Ihr Blick lag etwas länger auf der Tiara, während sie zu ihrem Platz schritt und bei ihrem Stuhl stehen blieb.

    "Du bist zu freundlich, Tristan." Hildegard neigte ihren Kopf vor ihm, grüßte auch Yuna, dann neigte sie auch den Kopf zum Gruß vor den anwesenden Walldakai.

    "Es ist eine Ehre, solch seltene Gäste hier im Letzten Fels zu Besuch zu haben. Doch will ich die Unterhaltung nicht unterbrechen, bitte fahrt fort. Es gab eine Geschichte?" Sie setzte sich langsam und faltete beide Hände auf dem Tisch. Ihre Leibdienerin stellte ihr einen Becher hin und zog sich dann zurück, blieb aber in der Nähe ihrer Herrin.

    Faithful unto death

  • Jokus hob nur kurz den Blick beim Eintreffen der beiden Frauen, neigte seinen Oberkörper respektvoll und bemühte sich dann weiter niemanden der hohen Herrschaften direkt anzusehen. In Ihm nagte eine Frage: War diese Tiara vielleicht auch ein Gefäß für etwas, wie seine Lammfigur? Einerseits traute er sich nicht zu sprechen und dazu waren bereits Fragen gestellt worden, deren Antwort er erstmal abwarten wollte.

  • Der Walldakai neigte sein Haupt zur Begrüßung der Domna. Erst danach wandte er sich der Frage der Damisella zu. "Auch wenn es mein Herz betrübt, verehrte Damisella, kann ich euch darüber keine Auskunft geben da ich diesen Teil der Geschichte nicht besitze. So ihr jedoch danach strebt würde ich raten einen mais antigo eurer Heimatlande zu konsultieren." Danach schwieg er.


    Kennard indes setzte sein Mal indes genüsslich fort. Es war eine freundliche Atmosphäre mit außergewöhnlich gutem Essen. Und selbst wenn die Verhandlungen am Anschluss ob des Hochzeitszuges scheitern sollten, so konnte es nicht schaden mit vollem Bauch diesen Ort wieder zu verlassen.

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  • Jokus tat es Kennard gleich und tat sich am Essen gütlich. Er verspürte nach all der Aufregung einen großen Hunger.

    "Ist das wirklich Koldus?", fragte er Kennard flüsternd. "Ich meine, nach all dem, was wir in der Eishöhle erlebt haben... Kann das wirklich sein? Er warf einen kurzen, scheuen Blick auf den alten Walldakai, der sich in seinem Äußeren doch etwas gewandelt hatte.

    "Wie ist er denn hergekommen? Auf unserer Herreise habe ich Ihn nicht gesehen. Mir kommt es vor, als wäre er fast plötzlich vom Himmel gefallen. Und dann überbringt er diese Tiara. Ich verstehe das alles nicht. Du scheinst über all dies jedoch recht ruhig, gar vergnügt? Wie passt denn das alles zusammen?"

  • Yuna lächelte den Waldakai freundlich an.

    "Ich danke euch für euren Rat. Doch bitte versteht, dass ich auch Ardrays nun als meine Heimatlande betrachte, auch wenn die See von hier doch wahrlich weit entfernt scheint", antwortete sie freundlich und aufrichtig.

    "So die Vier meinen Weg zurück zu meinen Heimatlanden meiner Wurzeln und zur salzigen See leiten, werde ich eurem Rat gerne folgen um die weitere Geschichte um die Seekönigin zu erfahren." Yuna machte eine kurze Pause und betrachtete die Tiara, die Koldus noch immer in der Hand hielt.

    "Die Tiara ist wirklich ein besonderes Stück, das Metall und auch die Gaben der See und scheint einer Königin, wie ihr sie beschrieben habt, gut zu Gesichte gestanden zu haben. Alleine schon bei dem Gedanken, dass die salzige See jemanden durch ihre Gnade trägt und die Seele nicht zu sich holt, ist ein beeindruckender und doch auch phantasievoller Gedanke von dem ich vorher nie hörte. Ich kann euch wirklich nur noch einmal für diese Geschichte um dieses außergewöhnliche Schmuckstück danken."

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  • Yunas Blick wanderte unsicher durch due Runde bevor sie sich wieder an Koldus wandte.

    "Verzeiht bitte wenn ich unhöflich erscheine oder allzu neugierig, doch dürfte uch mir diese wundervolle Arbeit einmal aus der Nähe ansehen und due strahlenden Gaben der See bewundern?" Fragte sie höflich und versuchte doch ihre allzu große Neugierde zu verbergen.

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  • Koldus lauschte der Frage und antwortete als sich der Lord nicht äußerte "Nun ich sehe kein Problem im Anschauen, solange das Geschenk nicht berührt wird. Insbesondere da ihr ja wohl jene sein würdet, welche dererlei tragen könntet. Immer natürlich vorausgesetzt seine Lordschaft hat keine Einwände."

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  • Yunas Augen weiteten sich kurz vor Überraschung, bevor sie einen kurzen unsicheren Blick zu Tristan warf.

    Es dauerte einen Herzschlag bis sie ihre Überraschung überwandt.

    "Ich würde mich über die Maßen geehrt fühlen ein solches außergewöhnliches Schmuckstück tragen zu dürfen, so es der Wunsch des Lords und der Waldakai ist", antwortete sie dann auf Koldus Worte und in ihrer Stimme lag Aufrichtigkeit aber auch nach wie vor ein Hauch von Überraschung.

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