Beiträge von Angelika Koster

    Die Schwertschwester schwieg eine Weile und blickte ins Leere, während sie weiterging.

    Es war alles so schwierig, ein Balanceakt auf schmalem Grad. Sicherlich wollte sie dem Clanlord keine weiteren Probleme machen, also stellte sie dann die Frage.

    "Um dir keine Probleme zu machen, frage ich besser nach. Es würde eine Delegation der Schwertschwestern eingeladen, soweit so gut. Doch was wird von uns erwartet? Welche Kleidung ist solch einer Feier angemessen? Sollen wir eher dienen oder den gleichen Rang wie die Adligen Gäste haben? Sind wir nur zur Zeremonie zugelassen, nicht aber zu den Feierlichkeiten danach? Dann schwirren Gerüchte wie Vögel herum, dass ihr einen Umzug plant? Wohin? Ich dachte, Ardrays wäre dann dein Heim? "

    "Herausforderungen?! Was meinst du? Und wenn du Probleme bekommst, weißt du, dass es in Tradmora immer mehrere Optionen gibt, sich zu helfen." Sie versuchte die Option, Schutz bei den Schwertschwestern zu finden nicht offensichtlich auszusprechen, das war ihnen im Eid verboten, doch sollte Yuna wissen, dass es immer eine Hintertür gab, wenn es zu Problemen kommen würde.

    Guda lächelte. Sie hoffte, damit wirklich geholfen zu haben. Sie waren hier in einem völlig fremden Land, was wusste sie schon von Sitten und Gebräuchen.

    Irgend wann, während sie so gingen, fasste sich die Schwertschwester ein Herz.

    "Hast du keine Angst davor, dich so zu binden? Ich könnte das nicht."

    Guda überlegte längere Zeit.

    "Du kommst aus Chrysali. Wie jagt man bei euch? Ist Fische fangen auch jagen? Die Idee ist, sich selbst zu versorgen. Gibt es Bäche oder Seen hier in der Nähe? Wie jagt man Fisch bei euch? Dann würdest du beide Clane miteinander verbinden, wenn du jagst, aber auch deinem Element entsprechend deine Beute wählen." Es war nur eine Idee und Guda überlegte, ob es den Vieren gefällig genug war, ihren Segen für die Ehe zu geben.

    Guda nickte zu Yunas Aussage zu Tristan.

    "Ich war nie verheiratet und werde es hoffentlich nie sein. Mein Rat ist, dass ihr als Eheleute in der Waage seid, nachgeben und einfordern, alles gemeinsam entscheiden, auch wenn es die Ehre des anderen beißt, weil er meint, dass man die Entscheidung nicht treffen darf. Das erfordert viel Vertrauen beiderseits. Lass dir das nicht nehmen."

    Bei der Jagd wurde sie vorsichtiger.

    " Die Jagd ist nicht an einem Tag erlernt, und hier könnten dir eher die Schwestern und die Einwohner helfen. Ich bin eher Späher. Wieviel Zeit bleibt denn noch? Vielleicht ist ein kurzer Besuch in Fruhnwehr möglich? Wann soll diese... Prüfung denn stattfinden und musst du sie allein bewerkstelligen oder in einer Jagdgruppe? "

    Guda ging schweigend neben der Frau her, diesie fast schon als Freundin bezeichnen konnte.

    Was hatte sich alles verändert, seit Guda den Letzten Fels verlassen hatte. Sie war erstaunt.

    "Den Ehevertrag verändert? Nun, deine Entscheidung setzt großes Vertrauen voraus dem Clanlord... Deinem Gatten gegenüber. Doch wer bin ich, darüber zu urteilen. Es ist deine Wahl und Entscheidung. Und jagen? Wieso willst du auf Jagd? Magst du mir vielleicht von Anfang an erzählen? " Der Weg zurück zur Festung wollte ja auch mit Unterhaltung gefüllt werden.

    Guda war mitgegangen und musterte Yuna. Die Damisella sah gut aus. Die Haltung hatte sich verändert, der Blick war offener und die Rede selbst, ja, auch die war deutlich selbstbewußter geworden. Die Schwertschwester lächelte leicht und nickte zufrieden. Da war jemand auf einem guten Weg, erwachsen zu werden.

    "Ja, ich weiß das, nur gibt es gegen jede Verteidigung oftmals einen noch besseren Angriff. Sei also bitte vorsichtig." Der Weg, den sie einschlug war nicht ohne Hintergedanken der direkte Weg zum Tor der Festung zurück.

    "Nun sag mir, wie kann ich dir helfen?"

    Hildegard stockte im langsamen Schritt und sah den Bewahrer dann alarmiert an. Was war das nun wieder für ein Spruch?

    "Bei allem, was mir heilig ist, Alan, bei der Macht, die du besitzt sind solche Reden beängstigend. Ich hoffe, dass nichts geschehen wird." Sie griff nach dem Riegel, zog die Tür selbst auf und trat dann in den Flur hinaus.

    "Einen guten Tag noch und auf bald." Sie nickte dem Bewahrer noch einmal zu und entfernte sich dann recht zügig den Flur hinunter in Richtung ihrer eigenen Gemächer. Ob man es ihr ansah, dass sie froh war, mit heiler Haut von dort weggekommen zu sein.

    Ein Gedanke irrlichterte dabei immer wieder durch ihre Gedanken. Sie würde sich mit der Materie mehr beschäftigen müssen. Mit dem Land, mit den Segen, mit den Mythen und Legenden. Es würde auf der Hochzeitsreise viel zu reden geben für sie. Mit dem Bewahrer in Shanti, eine erneute Lektion im Kloster, wenn man dort denn wollte und die Walldakai. Sie überlegte sich, was dieses Händlervolk wohl als Bezahlung von ihr verlangen würde. Nun, es würde sich schon etwas finden.

    Hildegard erhob sich ebenfalls.

    "Ja, die Zeremonie. Alan, hast du da noch eine Weisung oder einen Rat, den du mir geben kannst? Welche Segensworte würde eine Mutter ihrem Sohn und seiner zukünftigen Braut sagen? Was kann den beiden auf ihrem gemeinsamen Weg helfen?" Langsam ging sie mit Alan zu Tür.

    Guda strich Anne etwas hilflos über den Rücken. Sie fühlte immer noch Schuld, dass sie die Schwesternschaft dazu animiert zu haben schien, ihr nach Ardrays zu folgen. Wer hätte denn wissen können...! Doch die Götter hatten es gut gemeint, da war sie sich sicher.

    Als Yuna um einen Moment Zeit unter vier Augen bat drückte Guda Anne kurz und flüsterte ihr zu, dass sie gleich zurückkommen würde, dann nickte sie Yuna zu.

    "Bist du ganz alleine und ohne Schutz unterwegs?" fragte sie dann besorgt, während sie sich umsah.

    Die Alte Dame horchte auf. Das klang nun ganz anders, als sie es damals verstanden hatte, doch war es gut zu wissen, dass sie vielleicht doch wirklich völlig unmagisch war und sich da keine Gedanken machen brauchte. Was hatte sie sich nur gedacht, dass es anders sein könnte, schalt sich Hildegard innerlich selbst.

    Als Alan geendet hatte nickte sie dazu nur.

    "Schlummernde Segen wecken... Pro Generation... Das sind dann doch nur wenige Leute auf Tradmora. Verschwindend kleine Menge." meinte sie fast zu sich selbst.

    "Nun gut. Ich denke, ich habe nun genug nachzudenken. Hab Dank, dass du dir die Zeit genommen und so viel Geduld aufgewandt hast, meine Annahmen zu korrigieren und Irrtümer zu beseitigen. Hast du noch Fragen an mich, sonst würde ich dich nun in Ruhe lassen. "

    Wieder war da diese Handbewegung Hildegards.

    "Es ist schwer, den Bewahrer einmal so ganz für sich allein zu haben, vor allem dann, wenn er uns die Ehre erweist und den Letzten Fels besucht. Doch, eine Sache möchte ich noch ansprechen. Was ist der Segen Katalysator, den du bei mir vermutest... beziehungsweise, von dem du bereits sicher weißt, dass ich ihn habe. Wie muss ich ihn mir vorstellen? Was bewirkt er? Was erfordert und fordert er? Ist er in meinem Clan häufig vorgekommen oder etwas, dass es selten gibt? Gibt es mehr Personen mit diesem Segen in diesem Lauf der Zeit?" Nun sprudelten die Fragen wieder.

    Hildegard empfand als kein Spiel, was hier geschah, aber vielleicht war sie auch einfach zu alt dafür.

    "Wie kann man etwas herausfinden, wenn es mit dem Zurückdrehen der Zeit, also auf den Beginn von allem, verloren geht? Ich wüsste außer dir und, wenn ich es recht bedenke, vielleicht noch das Kloster, niemanden, abgesehen von Jenifev selber und dem, was man die Götter nennt, niemanden, der Antworten geben kann." An die Walldakai dachte die Alte Dame in dem Moment weniger, sah sie sie doch an als Schausteller und Spaßmacher, die ihre eigenen Rituale hatten und vielleicht auch ihre eigene Magie. Sie war ohne all diesen Firlefanz aufgewachsen, soweit gekommen und hatte ihr Leben gelebt. Es war schwer, sich mehr vorzustellen als das, was es handgreiflich vor Augen gab.

    "Hin und wieder." echote Hildegard wieder. Da war eine Bewegung wie ein leichtes Kopfschütteln.

    "Gut, fragen wir doch einfach mal: wie häufig haben meine Pendants in anderen Umläufen schon versagt und was war ihr Fehler?"

    Die Alte Dame hob ihre Hand. Es war ihr klar, dass Alan diese Fragen als rethorisch auffassen und nicht darauf antworten würde. Er war außerhalb der Zeit, ein Wesen, das anscheinend nur beobachtete, nicht beeinflusste. Dennoch macht sie eine Pause und wartete ab, welche Reaktion ihr der Bewahrer geben würde.

    "Sicherlich." kommentierte sie seine Worte.

    "Obwohl ich aus meiner Sicht es nicht Spiel nennen würde. Ich würde gern wissen, wie häufig sich dieses Rad wieder von neuem begonnen hat zu drehen, wie häufig versagt wurde. Aber gut, man kann nicht mehr als leisten." Hildegard sah Den Mann vor ihr an und wartete ab. Würde er noch etwas von sich preisgeben, sie mit seinem Wissen erleuchten?

    "Ist auch nicht schlimm." Die Alte Dame straffe die Schultern wieder und faltete ihre Hände erneut auf dem Schoß.

    "Weißt du, als du uns damals im Kaminzimmer die Umstände um Jenifev enthülltest, als du sagtest, dass da vielleicht doch etwas ist, was ich beisteuern kann, da hatte ich das erste Mal das Gefühl, wirklich nützlich sein zu können. Von diesem Gefühl bin ich mittlerweile wieder sehr weit entfernt. " Sie glättete mit beiden Händen den Rock und es wirkte, als würde sie sich anschicken, aufzustehen.

    "Oh..." kam es nur knapp von Hildegard zurück und klang recht enttäuscht.

    "Also hat es nicht einmal mit Meditation zu tun gehabt?" Man hatte das Gefühl, die Nutzlosigkeit schier greifen zu können, die sie in dem Moment verspürte.

    Guda erwiderte die Umarmung mit erstaunter und ehrlicher Freude. Ihr Blick fiel dabei auf Anne, die sie beobachtete und Yuna nahm ihr die Initiative der Vorstellung aus der Hand.

    "Anne gehört zu den Schwertschwestern, die den Winter in Xyvis im verlassenen Weiler zubringen mussten, Yuna. Ich denke, in Fruhnwehr geht es ihnen... Geht es uns besser. Aber lass dir von Anne erzählen."