Beiträge von Mareike Behn-Bongers

    Anne versuchte Guda so gut es ging zu ignorieren. Ihr plan stand fest, sie musste nur das Zimmer finden. Sie sollten leiden, so wie ihre Schwestern.

    Warum hatten sie es nur so eilig? Und warum nahmen sie die alte Dame mit? Das waren komische Bräuche, ging es Anne durch den Kopf. Als sie das Zimmer erreicht hatten drücke sie sich in eine Nische. Vielleicht war das die Gelegengeit. Sie musste nur geduldig warten. Vorsichtig stellte sie den Krug ab und zog aus ihrer Tasche ein klein gefaltetes schwarzes Kleid, was sie sich überzog.

    Wenn sie das Wasser reinbringen würde, sollte sie unerkannt bleiben. Verdammt, die alte Frau kannte sie. Um sie müsste sie sich später kümmern müssen oder schnell und effizient sein.

    Als Marek das Zimmer verlassen hatte, witterte Anne ihre Chance. Sie wartete ein paar Herzschläge bevor sie in Richtung des Zimmers ging als sie plötzlich Schritte hörten, die sich schnell näherten. In letzter Sekunde drückte sie sich zurück in die Schatten. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Wollte das Ehepaar nicht allein sein? Und warum kam der Diener mit dem Bewahrer zurück?

    Anne atmete tief durch. Ihre Gelegenheit würde schon kommen. Und dann wären sie und ihre Schwestern frei.

    Anne wandte sich aus Gudas Griff und lächelte sie an während sie ihren Weg weiter durch die Menge bahnte.

    "Geh ruhig schon vor zum Essen. Ich komme gleich nach..." Sie beschleunigte ihre Schritte um das Brautpaar nicht aus den Augen zu verlieren.

    "... Muss noch was erledigen! Komme dann nach!" Und im Vorbeigegen schnappte sie sich einen Krug mit Wasser.

    Egal wie es ausgehen würde, sie würde due Schwestern rächen. Die verstorbenen, die die veränderten... und danach wären sie frei.

    Anne hatte etwas verdutzt dem Brautpaar hinterhergeschaut. Das waren seltsame Wünsche, und warum nahmen sie sich nicht wenigstens zum Essen Zeit. Fast enttäuscht legte sie ihre Hand auf die Tasche.

    Nun gut, musste ein anderer Plan her. Vielleicht ein Wasser vor der Tür? Nur zu welchem Zimmer müsste sie?

    Noch während die anderen Gäste johlten, drängte sie sich durch die Menge um den Brautpaar zu folgen.

    Mühselig setzte sich Yuna auf und schwank ihre Füße aus dem Bett. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er explodieren wollen und ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.

    "Wir sollten gehen und wem auch immer zeigen, dass das Attentat nicht geglückt ist", nur das Zittern ihrer Beine und ihre Blässe verrieten, wie schwach sie tatsächlich noch war.

    Yuna hörte den Überlegungen zu während sie gegen die starken Kopfschmerzen ankämpfte. Kurz glitt ihr Blick zu dem Wasserwesen bevor sie sich an Tristan wandte.

    "Bei dem Gespräch wäre ich gerne dabei. Macht es Sinn, wenn wir uns zu späterer Zeit den Gästen zeigen um dann zu sehen, wer vielleicht auffällig reagiert?"

    Dass sie bei den Worten mit der Absicht spielte ihren Segen dabei einzusetzen, behielt sie zu nächst für sich.

    Ganz langsam schien sich ihre Armung zu normalisieren während sie langsam den Kopf unruhig von eine Seite auf die nächste warf. Schweißperlen zierten ihre Stirn. Die Hand, die sie versuchte in die Ewigkeit zu ziehen löste sich langsam und ihr Geist gelang der Schritt zurück in das Labyrinth des Lebens.

    "Sieben... Töchter... und..." ein kurzer tiefer Atemzug "sieben... Söhne... waren... aber... nicht... vereinbart..." sagte sie mit brüchiger Stimme als sie vorsichtig die Augen aufschlug.

    Yuna bekam von all dem nichts mit. Ihr Geist schien nur noch einem seidenen Pfaden zu hängen zwischen der See, den Bergen und einem unbekannten nichts, welches unerbittlich nach ihr Griff und so sehr sie sich auch wandt, der Griff schien immer fester zu werden. Wie ein unerbittlichen Sog un doch gab es noch einen zarten sehr zerbrechlichen Anker, der sie hielt.

    Yunas Geist schien immer mehr zu entgleiten. Die bläulich Färbung ihrer Lippen und der Unregelmäßig Atem, wurden mit jedem Augenblick deutlicher.

    Wo ihre Augen noch hinter geschlossenen Liedern hin und herrollten, kehrte nun Ruhe ein.

    Die Dunkelheit umfing sie mit fester Hand. Sie versuchte sich zu wehren, dagegen aufzulehnen. Nein sie war noch nicht bereit zu gehen. Das gehörte nicht zum Plan! Sie wollte leben, helfen! Das Wesen der See ergründen... den Menschen helfen... tristan und sie hatten einen Plan... es war noch nicht zeit!

    Doch je mehr sie sich auflehnte, umso fester schien die Hand um ihre Kehle zu werden und so tiefer die Dunkelheit. Sie würde nicht.... Sie würde kämpfen... sie...

    Schwärze

    Yuna bekam kaum mit, wie Tristan sie hochhob und das Spalier trug. Bemüht weiter zu lächeln, war das mehr als sie in diesem Augenblick im Stande war.

    Die Rufe nach Töchtern und Söhnen drangen nur noch gedämpft in ihr bewusst sein, welches sie Bett dann verlor. Alles verschwamm zu einer ungreifbaren Dunkelheit.

    Yuna konnte Tristans angespannt gut verstehen. Ein leichter Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als seine kalte ihre nahm.

    Eine Tochter der See und ein Sohn des Eises nun verbunden durch die Zeremonie der Ehe. Ein Moment, wie es ihn in den letzten 500 Jahren nicht gegeben hatte.

    Ruhig ließ sie sich das Band um das Handgelenk binden und ging mit Tristan zu den Thronen. Das anfängliche Kribbeln am Handgelenk noch ignorierend Seinen Händedruck erwiderte sie. Ja Ein Schritt in ihrem gemeinsamen Plan. Doch war es ein Platz den sie sich nie ausgemalt hätte zu besetzen.

    Ihr Blick war lächelnd auf die Menge gerichtet und ein kurzer Augenblick lag ihr Augenmerk bei den Schwestern. Ihr Handgelenk begann immer stärker zu schmerzen, während das Band gefühlt begann sich in ihr Handgelenk zu brennen. Ihre Augen weiteten sich und Hilfe suchend sah sie Tristan an. Nach wie vor noch um ein Lächeln bemüht.

    "Ist das Teil der Zeremonie?" Fragte sie flüsternd während sie sichtlich nach Atem rang. Vor ihren Augen begann der Raum sich langsam zu drehen.

    "Bis die Zeit endet", und es war wie ein leichter Schauer, der ihr den Rücken runter lief. Wie schon bei den Proben und doch war es anders. Feierlicher und auch verbindlicher. Und insgeheim fragte sie sich, wie es wohl Tristan ging ohne jedoch ihren Segen anzuwenden.

    Vorsichtig löste sie ihre Hände von den Götzen, die nach wie vor kaum wahrnehmbar zitterten.

    Sie reichte Tristan ihre Hand.

    Der Kloss im Hals schien dicker zu werden, fast wie die Schlinge, die sich fester zu zog. Yuna versuchte den Gedanken zur Seite zu schieben. Hoffnung das sollte sie mit dieser Zeremonie verbinden, wie sie Freysa versprach. Vertrauen, welches sie Tristan entgegen brachte, zumindest größtenteils. Auch dies versuchte sie zur Seite zu schieben. Gerade galt es nur die Zeremonie ohne Fehler zu überstehen. So sagte Yuna mit fester Stimme:

    "Bei Freysa schwöre ich dir nahrhafte Milch zu sein, die dich nie Hungern lässt." Mit diesen Worten goss sie etwas von der Milch in die Flammen.

    Yuna versuchte sich ihre Nervosität weiter nicht ansehen zu lassen. Auf ihren roten geflochtenen Locken saß das Diadem, was die Walldakai als Geschenk dargebracht hatten. Innerlich war sie Stolz ein solches Kunstwerk tragen zu dürfen aber auch von Ehrfurcht erfüllt. Die Perlen funkelten im Schein der Flammen als Yuna vor dem Götzen zum Stehen kann. Ihre leicht zittrigen Hände legte sie auf das Haupt von Loredin und das Haupt von Freysa.

    Ein kurzes Lächeln lag auf ihren Lippen und ihr Blick suchte den Blick von Tristan.

    "Bei Loredin schwöre ich dir in dunkler Stunde heller Schein zu sein, der dich leitet", sagte sie dann, wie in den vielen Proben geübt. Doch man merkte, dass sie diese Worte ernst meinte. Es war ein ehrliches Versprechen.

    Nach den Worten nahm sie das feine Pulver und übergab es den Flammen als Opfer für Loredin.

    Anne hatte sich unter die Menschen in der Halle gemischt. Als sie das Dröhnen der Hörner vernahm und die Tore aufschwangen, fühlte sie wieder diese kalte Wut in sich. Ruhig tastete zu ihrer Tasche und legte ihre Hand darauf.

    Da war die Verräterin. Nein Anne glaubte nicht, dass sie eine Gefangene war, wie sie. Und selbst wenn, sie hätte kämpfen können, so wie sie es tat. Sich wehren können. Und neben der rothaarige adligen war ihr Gefängniswärter. Es war vielleicht ein goldener Käfig in den sie gesperrt waren, aber es war ein Käfig. Wütend ballte sie ihre Hand zu einer Faust. Nein noch war nicht der richtige Zeitpunkt aber bald...

    Bei den romantischen und kitschigen Geschichte musste sie sich ein verächtliches Schnauben verkneifen und doch regte sich etwas in ihr. Eine Erinnerung, ein Gefühl, etwas was gegen die Wut ankämpfte. Eine vergessene Trauer.

    Yunas Herz pochte wird. Noch waren die Türen geschlossen. Sie versuchte die aufkommende Panik zurückzudrängen. Lächeln und es erhobenen Hauptes schaffen. Wie oft hatte sie versucht all diesen großen Anlässen aus dem Weg zu gehen, sich zu verstecken... aber hier gab es keinen Ausweg.

    Innerlich beneidete sie Tristan in diesem Augenblick für seine Ruhe und Klarheit während in ihr am liebsten alles geflüchtet wäre.

    Das Dröhnen der Hörner, das Öffnen der Tore, jetzt gab es keinen zurück mehr, nur noch ein vorwärts. Und so trat sie neben Tristan, ihrem Zukünftigen Gemahl durch das Spalier aus Menschen.