Beiträge von Moritz Peres

    "Nein, das denke ich nicht. Im Gegenteil. Aber ich stimme dir zu Hoffnung, und vielleicht ein bisschen Galgenhumor, sind im Zweifel das einzige was wir in der Hand haben.

    Ich werde Marek anweisen die entsprechenden Vorbereitung für dich zu treffen, damit du dich etwas aufwärmen kannst."

    Tristan bot Yuna seinen Arm an.

    "Wollen wir?"

    Tristan lächelte knapp

    "Deine Zuversicht ehrt mich. Aber ich denke wir werden Zeit haben auf der Fahrt zu lernen. Die Strecken sind lang.

    Nichts desto trotz sollten wir langsam aufbrechen, ehe du dich verkühlst."

    "Ja, natürlich. Zusätzlich zu allem was uns alles und jeder noch vor die Füße wirft."

    Tristan hob kurz eine Augenbraue.

    "Du interessierst dich für das Lesen und Schreiben?

    Es ist hier nicht selbstverständlich und wird gemeinhin als Privileg gesehen die Kunst lernen zu dürfen. Daher obliegt es traditionell dem Lord dem zuzustimmen.

    Für die meisten ist es eine Umständlichkeiten deren Mühe nicht lohnt, sich entsprechend zu positionieren, auch weil die meisten denken wichtigeres zu tun zu haben.

    Wer liest hackt kein Feuerholz, wer schreibt jagd nicht.

    So wahr das ist, hat mein Vater dennoch sehr früh darauf bestanden, dass ich verstehe das es wie bei allem auch hier um Macht geht. Die Macht zu verstehen, zu lernen und Zugang zu mehr Wissen zu erhalten.

    Eine Macht die weise vergeben werden muss und unter Verbündeten, Freunden und Vertrauten.

    Meine Erlaubnis hast du."

    Tristan hob eine Augenbraue.

    "Um ehrlich zu sein habe ich mir darüber bisher wenig Gedanken gemacht."

    Dankbar lehnte er den Mantel ab.

    "Ich friere nicht. Seit dem Schwert noch weniger als zuvor schon.

    Wir werden, denke ich, wenig Zeit haben. Immerhin haben wir ein Clansgebiet zu einen, die Krone Tradmoras rechtmäßig zu erlangen und eine Nation zu schaffen aus den Ruinen der Vergangenheit. Ach ja, und dann wäre da noch das drohende Ende von allem in Form einer hunderte Schritt hohen, flammenden Riesin. Habe ich etwas ausgelassen?"

    Er lachte auf.

    "Wenn wir es auf zwei Mahlzeiten am Tag bringen, wäre ich gerade etwas überrascht."

    Tristan kratze sich das Nasse Haupt.

    "Ich weiß offen gestanden nicht was passiert ist, da ich doch nur von außen beobachten konnte. Vielleicht ist es an der Zeit Alan zu diesem Thema zu befragen.

    Über die Märchen kann ich dir leider auch nicht mehr berichten. Ich habe dir da schon gesagt was mir bekannt ist. Von den Alten lebt auch kaum einer mehr. Vielleicht hast du bei den Waldakai Glück, diskret versteht sich."

    Er nickte ihr aufmunternd zu.

    "Sorge dich nicht, du wirst dein Ziel schon erreichen."

    "Nein, du bist entschuldigt. Weitere Fragen werden sich gewiss nach deiner Aufführung ergeben.

    Bis dahin hast du Gelegenheit einen Preis zu finden um ihn mir danach zu nennen."

    Wie auf einen unsichtbaren Wink tauchte Marek im Zelteingang auf und zog ihn beiseite um Jokus Platz zu machen.

    Tristan war zwar gut nass geworden, jedoch schien ihn die Kälte nicht zu stören.

    "Mir geht es soweit gut, abseits des gekränkten Stolzes.

    Ich habe bisher tatsächlich von vergleichbaren Wesen nur in den alten Märchen gehört die die Ältesten den Kindern erzählen:

    Sie sind nicht wie Elementare, aber ihnen nicht unähnlich. So oder so soll man sich gut mit ihnen stellen. Ihre Streiche können gerne tödliche Konsequenzen haben, hieß es."

    "Es gibt nur dich, mich und den Gesang der Undinen der Salzigen See, hier an einem ihrer vielen Ursprünge.

    Hörst du den Gesang?

    Konzentriere dich darauf, folg ihm aber nicht zu weit.

    Du willst nicht verloren gehen.

    Du willst deinen Willen behalten.

    Du hast ein Anliegen.

    Du hast ein Geschenk.

    Rufe die See.

    Bitte um ihre Aufmerksamkeit.

    Bringe dein Geschenk dar."

    Tristan setze sich der Einladung folgend in Hocke neben Yuna.

    "Schließe deine Augen und Atme tief.

    Spüre die Kühle des Wassers, empfang das Salz in der Luft.

    Atme tief ein und aus.

    Höre das Tropfen des Wassers. Das Plätschern. Das Flüstern.

    Folge dem Flüstern. Höre den Gesang des Elements."

    Der Lord konnte sich ein amüsiertes Schnauben nicht verkneifen.

    "Sind alle so, da wo du her kommst? So mutig darauf bedacht die eigenen Pfründe zu sichern.

    Aber gut, dein Schneid ist unterhaltsam.

    Ich bin einverstanden mit deiner Bitte einer privaten Vorführung. Allerdings haben wir Sitten im Norden die du beginnen solltest dir zu eigen zu machen. Erst die Tat, dann der Lohn."

    "Ich hatte nicht vor etwas davon zu trinken." scherzt Tristan während er ihr zu zwinkerte.

    "Aber ich glaube dieser Ort könnte ein passabler Ausgangspunkt sein für das was du vor hast. Wenn du möchtest leite ich dich in der Grundtechnik an und wir könnten versuchen den Zustand zu erreichen."

    Erst als Yuna näher an das Becken trat konnte sie erkennen das zarte Salzkristalle den Rand bedeckten.

    "Ich nehme an zur Wasserversorgung der Feste, zumindest bis Salz ins Wasser kam. Vermutlich eine unterirdische Ader. Im Turm las ich einmal dass die Berge allerlei Mineralien und Erze in sich tragen und das Wasser sie manchmal zu Tage trägt.

    Da dachte ich an unser Gespräch über die See. Es mag nicht das Meer sein, aber eine Art Ursprung; ein salziger Quell."

    Der Lord nahm auf dem Boden platz, der von dicken Teppichen bedeckt war.

    "Setz dich und erzähle sie mir. Ich möchte gerne alles möglichst genau so wissen wie es sich zugetragen hat. Ich will verstehen wie diese... Statue in deinen Besitz kam und was du bisher über die heraus gefunden hast."

    "Gut. Sag Jokus, wie ist sie in deinen Besitz gekommen?"

    Der Lord stand nach wie vor unbeweglich im Halbdunkel. Seine Fragen wirkten jedoch nicht bedrohlich oder inquisitiv, sie waren eher neutral. Fast als würde jemand trocken den Bestand der Ernte erfassen. Was auch immer er wollte, sich in die Karten schauen lassen gehörte wohl erst einmal nicht dazu.

    "Gut, folge mir."

    Eine Zeit lang wanderten sie durch die verschlungenen Eingeweide der Festung. Tiefer und immer tiefer hinein, bis ihr Atem wie Wolken vor ihnen in der Luft hängen blieb, obwohl sie sich im innersten der Festung zu befinden schienen. Um sie herum immer zu der fugenlose Fels der Feste.

    "Du musst wissen, die Festung geht sehr tief in den Berg hinein. Ein paar der unteren Ebenen nutzen wir als Lager aufgrund der gleichbleibenden Kühle, Sommers wie Winters. Allerdings sind diese Katakomben nicht gut dokumentiert und so geht nie jemand tiefer.

    Doch habe ich vor vielen Jahren bei einem kleinen Ausflug etwas entdeckt, dass dir hier vielleicht nutzen könnte."

    Mit Kraft schob Tristan eine schwere Tür auf die dabei hingebungsvoll knarzte während Eis und Staub von ihrer Leibung rieselten.

    Im Inneren offenbarte sich ein vielleicht 30qm großer Raum dessen Mitte von einem großen steinernen und noch deutlich tieferen Becken eingenommen wurde.

    Die Zisterne wurde von einem seltsam behauenen Speier gespeist, der in seinem Minimalismus genauso gut Kreatur wie Abstrakt hätte sein können.

    Leise gurgelte aus der Mündung des Speiers ein klarer Strom.

    Einen Moment ließ Tristan die Szene auf Yuna wirken. Nichts war zu hören außer dem Flüstern des kleinen Stroms.