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  1. Tradmora
  2. Lexikon

Draganor

  • Geschichtenerzähler
  • 1. Februar 2022 um 13:31
  • 10. März 2022 um 20:02
  • 1.974 mal gelesen
  • Eintrag
  • Bräuche
  • Nebenclans / Vasallen
  • Gut Erös Kar
  • Draganor en detail
  • Politik und Gesellschaft
  • Draganor

    Früher war dieser Clan eine weitverzweigte Familie was viele Streitigkeiten um die Vorherrschaft im Herrschaftsgebiet mit sich brachte. Jedoch konnten sie die Vorherrschaft erringen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Draganor schon immer ein äußerst dominanter und kriegerischer Clan waren. Im Zeitalter des Blutes erhielten sie die ehrenvolle Aufgabe die Stadtwache in Xsalia zu kommandieren. Die Draganor sind eiserne Verfechter des Patriachates.

    Wappen

    :

    schwarzer Falke vor Bergen auf grünem Grund

    Farben

    :

    schwarz und grün

    Motto

    :

    „Mut und Ehre“

    Stammsitz

    :

    Bergfeste

    Ressourcen

    :

    Wurzelkammer von Tradmora + Nüsse [Landwirtschaftliche Erzeugnisse]

    Der längste Fluss in Tradmora ist die Jagra, zu deren Einzugsgebiet das südliche und westliche Draganor gehört. Die Jagra entspringt im Gebirge im Osten und fließt dann als Grenzfluss zu Terowier in Richtung Westen. Nach dem Jagraknie, einer 90°-Wendung des Flusses fließt sie von Süden nach Norden an Espina Rocca vorbei und verlässt Draganor in Richtung Neshava, wo der Fluss zunächst Richtung Chrysali fließt wo erzuerst als Grenze zu Neshava fungiert und dann einen Rechtsbogen macht und bei der Wasserburg ins Meer mündet.


    Draganor besteht aus 5 Komitaten. Im Westen, an Neshava grenzend, befinden sich das Komitat Espina Rocca. Diese westliche Gegend des Landes ist besonders durch ihre das Toronygebirge und die Jagraebene gekennzeichnet. Etwas weiter im Nordwesten davon Cammosa. Diese Gegend ist vor allem wegen des Wehrhaftigkeit seiner Bewohner bekannt. Weiter östlich befinden sich die Hauptsiedlung Gut Erös Kar (bisher Gut Armida), mit dem östlich liegenden Komitat Tennaris mit dem Arcoires, und weiter südlich Sarion mit der Jagra.

    Tiefebenen

    Die Jagra rahmt Draganor von Süden ein. Auf Höhe des Guts Erös Kar teilt sich das Land in das westliche Draganor mit der Großen Tiefebene Namezö und in die vom Arcoires dominierte kleine Tiefebene Kismezö östlichen Teil des Clangebietes. Die fruchtbare Kimezö im Osten besteht hauptsächlich aus dem Becken von Isten. Die abwechslungsreiche Landschaft wird bestimmt durch leicht welliges Terrain, kleine Hügel und zerschnittene Platten. Auf den fruchtbaren Lössböden kann dank des milden Klimas intensiv Landwirtschaft betrieben werden.

    Die Namezö nimmt nahezu die Hälfte des gesamten Draganor ein. Sie ist eine ebene, weiträumige Fläche und ist mit in vorgeschichtlicher Zeit aufgeschütteten Geröllen und Sanden bedeckt. Sie ist entlang der Trivza von Auenlandschaften durchzogen und mit einzelnen Waldinseln durchsetzt. Es handelt sich um eine Steppe mit Ziehbrunnen, Einzelgehöften und Geflügelzucht. Aufgrund aufwändiger Bewässerungsmaßnahmen entstanden fruchtbare Böden, die den Anbau von Tabak, Kürbis und Sonnenblumen ermöglichen.

    Gebirge

    Die draganorer Gebirge entlang der Nordgrenze des Clangebietes vom Gerás-Gebirge im Norden bis zum Tölgywald im Osten. Fast alle Gebirge in Draganor tragen in höheren Lagen dichten Laubwald. Die Hänge und Becken sind mit fruchtbaren Böden bedeckt, die Acker-, Obstbau ermöglichen. Thermalquellen, die an den Rändern der Gebirge auftreten, sind Zeugnisse eines vergangenen und lebhaften Vulkanismus. Dies bestätigen auch die vulkanischen Gesteine des Tölgywaldes und des Tüheg-Gebirges im Norden. Bis auf diese Ausnahmen bestehen die sonstigen Gebirge in Draganor aus Dolomit und Kalkstein. Das bewaldete Toronygebirge im Westen, unweit von Espina Rocca erhebt sich inselartig auf bis zu 1682 m. Im Tüheg-Gebirge liegt die mit 3014 m höchste Erhebung Draganors, der Fal.

    Höhenverhältnisse:

    • Größte Höhe: Fal im Tüheg-Gebirge, bis 3014 m.
    • Niedrigster Landesteil: an der Trivza, 78 m.
    • Etwa die Hälfte des Landes liegt tiefer als 130 m.

    Der Tölgywald bzw. das Tölgygebirge ist eine Hügellandschaft in Ostdraganor im Komitat Tennaris östlich des Arcoires. Im Tölgywald liegt das die Lichtung von Badacsony. Die Region, die Teil des draganorer Gebirgswalls ist, wird vor allem von Köhlern und Bauern bewohnt. Einige Dörfer und weiler im Tölgywald sind Veszprém , Ajka, Várpalota, Zirc und Mór.

    Das Gebirge besteht vorwiegend aus Kalkstein und Dolomit. Ferner kommen Bauxit, Mangan und Braunkohle vor. Höchste Erhebung ist mit 704 m der Kőris. An einigen Stellen gibt es noch alte Eibenbestände.


    Siedlungen

    Die mit Abstand größte Siedlung ist Gut Erös Kar. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung Draganors lebt in der Hauptsiedlung. (Platzhalter)


    Espina Roca (Platzhalter)

    Flüsse und Seen

    Im Gebiet der Tennaris liegt der größte Thermalsee Tradmoras

    Der längste Fluss in Draganor ist die Jagra, zu deren Einzugsgebiet das südliche und westliche Clangebiet gehört. Die Jagra entspringt im Gebirge im Osten und fließt dann als Grenzfluss zu Terrowier in Richtung Westen. Nach dem Jagraknie, einer 90°-Wendung des Flusses fließt sie von Westen nach Norden an Espina Rocca vorbei und verlässt Draganor in Richtung Neshava, wo der Fluss zunächst Richtung Chrysali fließt wo erzuerst als Grenze zu Neshava fungiert und dann einen Rechtsbogen macht und bei der Wasserburg ins Meer mündet.


    Die Trivza entsteht im Tölgywald aus der Vereinigung der Schwarzen (rechts) und Weißen Trivza(links) etwa 4 Kilometer nördlich des Weilers Nagyberény. Anfangs fließt die Trivza südlich durch enge Gebirgstäler und wendet sich nach Aufnahme der einiger Bäche west- und nordwestwärts über den See Arcoires nach Erös Kar. Nachdem sie rechts die Vízfogó, links den Grún und den Serzín aufgenommen hat, fließt sie bei Espina Roca in die Jagra.

    Während die Trivza im Oberlauf bei hoher Fließgeschwindigkeit eine gute Wasserqualität aufweist, wird sie in der Ebene zunehmend schlammig. Die Ufer sind meist flach und infolge der häufigen Überschwemmungen sumpfig. Ihre Breite beträgt in der Ebene 160 bis 320 m. Schiffbar wird sie bei Erös Kar.

    Vor längerer Zeit hat man neben der Trivzaregulierung auch mit der Trockenlegung der Ufermoräste und der Sicherung des Ufergebiets vor Überschwemmung begonnen, durch die unvollständige Durchführung aber die tieferen Gegenden geschädigt. Der Lauf der Trivza beträgt mit den Krümmungen 966 km, der direkte Abstand von der Quelle nur 467 km. Ursprünglich betrug ihre Länge 1429 km, durch Flussbegradigungen wurde sie auf ihren heutigen Wert verkürzt. Ihr Einzugsgebiet umfasst 146.500 km². Der Lauf ist wegen des sehr geringen Gefälles ziemlich träge; von Erös Kar bis zur Mündung sinkt der Wasserspiegel nur um 40 m. Überschwemmungen der doppelt so schnellen Jagra stauen die Trivza weit aufwärts.

    Weitere wichtige Flüsse in Draganor sind die Vízfogó, die Mur, die Varjú, die Hal und die Nedves.

    Fast alle genannten Flüsse entspringen im Gebirge im Osten und Nordosten des Gebiets.

    Der größte See in Draganor ist der Arcoires im hügeligen Ostdraganor. Er ist zugleich der größte See in Tradmora. In seiner Nähe liegt der Völyópart. In diesem Wald werden die Mannbarkeitsprüfungen der Draganor abgehalten.


    Klima

    Wegen der Lage und der abschirmenden Wirkung der Gebirge hat Draganor ein relativ trockenes Klima mit kalten Wintern und warmen Sommern. Die mittleren Temperaturen liegen im Januar zwischen −13 °C und −10 °C sowie im Juli zwischen +21 °C und +23 °C. Im Frühsommer sind die ergiebigsten Niederschläge zu verzeichnen. Die mittlere Niederschlagsmenge beträgt im Westen auf Grund der vorherrschenden Regen bringenden Westwinde rund 800 Millimeter, während in den östlichen Landesteilen in trockenen Jahren 500 Millimeter unterschritten werden können. Die Niederschlagsmenge nimmt generell von Westen nach Osten ab.

    Flora und Fauna

    Draganor ist reich an Fauna und Flora. Seltene Blumen sind beispielsweise die Nieswurz, die wilde Pfingstrose im Hügelland vom Mecsek und die Windblume in der Gegend um den Arcoires. Wildschweine, Hirsche, Rehe und Füchse sind ebenfalls in den Wäldern beheimatet. Auf den landwirtschaftlichen Landflächen und im Tiefland leben vor allem Hasen, Fasane, Rebhühner und Wachteln. Im Frühling ziehen riesige Vogelschwärme von Süden nach Norden. Zu ihnen gehören Schwalben und Störche, die im Gebiet Südlich von Tradmora den Winter verbringen. Vogelarten sind beispielsweise der Stelzenläufer, die Trappe, die vor allem in der südlichen Tiefebene verbreitet ist, und der Säbelschnäbler. Die Flüsse und Seen sind sehr fischreich. Beheimatet sind Brassen, Karpfen und Hechte. Aale und Amuren wurden aus fremden Seen und Flüssen übergesiedelt und leben mittlerweile zahlreich in den Gewässern Draganors.

    • Zitieren

Mannwerdungszeremonie der Draganor

Die Mannwerdungszeremonie oder Mannwerdungsprüfung ist ein Ritual der Draganor in dem ein Junge wie schon das Wort sagt zum Mann wird. Eine Woche vor seinem 16. Geburtstag wird er von den Männern seiner Familie feierlich in ein Gebiet begleitet in dem er Jagen soll. Er darf lediglich eine Decke und seinen Dolch bei sich tragen. Er hat ab diesem Zeitpunkt eine Woche Zeit eine möglichst große beziehungswiese gefährliche Jagdbeute heim zu bringen. Je besser die Beute, desto größer sein Prestige. Auch das der Familie wächst dadurch an. Bei der Rückkehr wird ein großes Gelage gefeiert bei dem nur Männer teilnehmen dürfen. Der frisch gewordene Mann muss das Herz seiner Beute vollents verzehren um die Mannwerdung abzuschließen.

Im Zeitalter des Blutes beanspruchte jede Clanfamilie ihr eigenes kleines Königreich. Jedoch gelang es dem Clan Draganor in seinem Gebiet recht schnell die Vorherrschaft zu erringen. Die Familie war immer schon ein äußerst kriegerischer Clan. So überrascht es wenig dass sie mit Gründung des Rates die ehrenvolle Aufgabe erhielten die Stadtwache in Xsalia zu kommandieren.

Niedere Familien:


Sarion: Vasallen der Draganor. Kleine Familie des Tieflandes, welche sich in diesen Tagen primär mit der schwierigen Zucht von süßen Erdrunkeln beschäftigt. Glaube: 4 Götterglaube.
Tennaris: Vasallen der Draganor. Wohl die kleineste Clanfamilie auf ganz Draganor, welche die Traditionen sehr zu schätzen weiß. Ob ihrer Größe achten sie peinlich darauf nicht in größere Streitigkeiten zu geraten. Auf ihrem Grund widmen sie sich der Federviehzucht. Glaube: 4 Götterglaube
Cammosa: Vasallen der Draganor. Diese sehr streitbare Familie hat sich ganz dem Waffenhandwerk verschrieben. Disziplin und Gehorsam werden hoch angesehen. Selbst auf dem diplomatischen Parket folgen sie dem Grundsatz des Rechts des Stärkern und machen sich damit selbst in den eigenen Reihen nicht nur Freunde. Ein Sprößling besiegte den Kopf der Blauschild-Familie zu Terrowier in einem Duell und sicherte sich so den Einfluss auf diese. Außergewöhnlich viele ihrer Angehörigen dienen als Offiziere in der Stadtwache oder bei den Draganor im Heer. Glaube: 4 Götterglaube

Gut Erös Kar

Erös Kar2.png

Das Hofgelände bestand aus zwei Teilen: zum einen das von einer dichten Hecke umgebene Grundstück mit den eigentlichen Hofgebäuden, und zum anderen das als „Bunde“ bezeichnete Hoffeld nördlich davon.Erös Kar 4.pngDas Hoffeld hat die Form eines hochkant stehenden Rechtecks.

Das eigentliche Hofgrundstück hat die Form eines liegenden Rechtecks, das ebenso wie die Bunde von einer buschigen Baumhecke umgeben ist. Seine östliche Ausdehnung ist mit der des Hoffelds identisch, nach Westen überragt das Feld das Hofgrundstück. Im Südosten des Grundstücks entspringt an der Stelle des Feldgerichts aus einer Quelle der Vízfogó, dessen Wasser den Graben des Hofes speist und das Gebiet in Richtung Nordwesten wieder verlässt. Über den Wassergraben führt als einziger Zugang im Osten eine Zugbrücke.

Die Hofbauten gruppieren sich am äußeren Rande des Grundstücks um einen Innenhof. Bei ihnen handelt es sich in der Mehrzahl um maximal zweistöckige, konstruktive Fachwerkbauten. Gut zu erkennen ist die bereits von weitem erkennbare steinerne Ringmauer mit vermauerten Zinnen, die den Hof vollständig umgibt. Im Laufe der Zeit wurde die Befestigung ähnlich einer Stadtmauer an verschiedenen Stellen sichtbar ausgebessert und aufgestockt, teils zugunsten von Neubauten aber auch abgebrochen. An anderer Stelle, vor allem im Westen des Grundstücks, hat man sie gar in Hofbauten mit einbezogen, die sie als Außenmauer nutzen.


Der Wohn- und Wehrturm

Der knapp 10 Meter hohe Wehrturm ist auf einem rechteckigen Grundriss massiv aus verputztem Bruchstein errichtet. Die Architekturteile, etwa Tür- und Fenstergewände sind aus rotem Sandstein. Das Gebäude besitzt einen Keller und mit dem Erdgeschoss drei Stockwerke sowie ein zum Kaminzimmer offenes Halbgeschoss innerhalb des Walmdachs. Wohn und Wehrturm Erös Kar.pngDie Fenster sind vollkommen unregelmäßig angeordnet und von verschiedensten Formaten, was auf eine bewegte Baugeschichte schließen lässt. So besitzt die Ostseite etwa 1,5 Meter über dem Boden zwei winzige quadratische Kellerfenster, im Erdgeschoss zwei vergitterte Doppelfenster, das erste Geschoss ein Doppelfenster und ein einfaches Fenster, und das Geschoss darüber zwei einfache Fenster. Das Dach besitzt zu jeder Seite hin eine einfache Gaube. Die Nordseite des Gebäudes ist durch anschließende Gebäude verbaut, so dass hier nur das Stockwerk darüber zwei einfache Fenster zeigt. Die zum Innenhof der Anlage gewandte Westseite bildet mit einem rundbogigen Portal im Erdgeschoss den eigentlichen Eingang des Gebäudes, die Stockwerke darüber verfügen über eine der Ostseite analoge Fensterzahl und -anordnung. Das Portal wird von Pfeilern flankiert, der Schlussstein des Rundbogens stellt das Wappen der Familie Draganor dar. Im ersten Stock findet sich auf der Nordseite eine spitzbogige Tür, die auf den Wehrgang der Ringmauer führte. Von hier wird auch die Aufzugseinrichtung für die schwere Zugbrücke bedient, die sich direkt nördlich des Turms befindet.Südlich des Turms bildet die den Hof umgebende Ringmauer einen kleinen Innenhof, wo sich aus strategischen Erwägungen auch der ursprüngliche Haupteingang des Turms, ebenfalls eine spitzbogige Tür befindet. So kann der Hof selbst nach einer Erstürmung des Tores noch weiter verteidigt werden.

Das Haupthaus

Erös Kar.jpgDas im Nordwesten der Anlage befindliche Haupthaus wurde als Fachwerkkonstruktion mit zwei Voll- und drei Dachgeschossen errichtet. Beim Bau ist die Nord- und Westflanke der den Hof umgebenden Ringmauer für das Haus zweitverwertet worden. Sie bildet, mit Schießscharten versehen, somit gleichzeitig die zum Land gerichtete Außenmauer des Hauses. Das wehrhafte Bauwerk soll in Krisenfällen, bei Kriegen und Überfällen, den auf dem Gut lebenden und arbeitenden Menschen als sicherer Zufluchtsort dienen; auch aus diesem Grund werden mehrere Dachgeschosse als Vorratsspeicher benutzt. Der geräumige Gewölbekeller auf Säulen, ein stattlicher Saal im ersten Obergeschoss sowie Schnitzarbeiten an den Türen im Erdgeschoss geben dem Haus einen repräsentativen Charakter


Die Scheunen und Ställe

Erös Kar3.jpg

Ebenfalls als Fachwerkkonstruktion, direkt an die Wehrmauer gebaut wurden die Stallungen und Scheunen. Es handelt sich um zweistöckige Gebäude, welche sowohl den Tieren als auch den Mägden und Knechten sowie den Wachmannschaften als Unterkunft dienen.


Der Hof als Feldgerichtsstätte

Feldgericht Erös Kar.pngIm Hof des Anwesens befindet sich die Stätte des Feldgerichts. von Alltagsdelikten sowie von Grenz- und Erbstreitigkeiten und ähnlichem bis hin zu den offiziellen Delikten die der Clanlord für ganz Draganor abhält. Es befindet sich südöstlich der Hofgebäude und ist um die in einen Brunnen gefasste Quelle des Vízfogó herum gebaut, wo sich auch zwei alte Gerichtslinden befinden.

„Links, ehe man an die zu dem Haupteingang führende Brücke gelangt, liegt in einer Vertiefung ein alter Brunnen, dessen Abfluss den Graben füllt. Die Rückwand der die Vertiefung umfassenden Mauern ist zinnenartig abgetreppt und trägt in einer Blende etwa sechs Fuss über dem Boden ein altes, leider durch Unwissenheit und Rohheit arg zerstörtes Steinbild. Es stellt einen Fuchs dar, welcher eine Laute trägt, umgeben von einem Maulwurf, einer Feldmaus, einer Kröte und sonstigen als dem Feldbau schädlichen Tieren. Es ist diese Stätte ein sogenanntes Feldgericht. Nächst dem Brunnen lässt die Vertiefung noch Raum für einen steinernen Tisch mit steinernen Sitzen, auf welchen die Richter sitzen, während die dem Gericht anwohnenden Leute bequem über die Brustwehr in den Raum hineinsehen konnten.“

Die aus Bruchsteinen errichteten, knapp 42 cm starken Umfassungswände des Feldgerichts haben eine durchschnittliche Höhe 1,90 m und bilden ein Rechteck von 7,50 auf 6,25 Metern. Die Oberkante der umlaufenden Mauer ist nicht glatt, sondern sattelförmig, und mit Basaltquadern eingefasst. Die Rückwand mit dem Bild liegt im Osten. Es befindet sich mit seiner Unterkante knapp 2,20 Meter über dem Boden, misst 115 auf 73 cm und ist aus rotem Sandstein gearbeitet. Das Relief des Fuchses mit Laute ist gegenwärtig das einzige bekannte und sichtbar vorhandene Relikt des Feldgerichts. Es weist sehr starke Spuren von Erosion, Verwitterung und anderen Beschädigungen auf. Bereits im Zeitalter des Blutes war die Anlage des Feldgerichts stark verfallen und mehrfach repariert worden. Wie weit das Feldgericht zeitlich zurückreichte ist aufgrund fehlender weiterer Funde oder Quellen unbekannt.

Zentral-, Süd- und Ostdraganor

Im Zentrum des eher hügeligen als gebirgigen Zentraldraganor liegt Erös Kar.

Die Landschaft im Nordwestwinkel des Landes umfasst ein ziemlich großes Territorium. Der Boden der Hügellandschaft lässt sich nur schwer kultivieren. Die Haupterwerbsquellen der Bevölkerung sind Viehhaltung und Pflanzenbau. insbesondere Kürbisanbau. Ein Teil der Dörfer wurde auf Rodungsland angesiedelt. Eine solche Häusergruppe wird ség, was Weiler bedeutet, genannt, was auch in den Namen mancher Dörfer einging. Die Familien gehen nicht auseinander, sondern sie leben in der typischen Form der Großfamilie auf einem Grundstück oder nahe beieinander. Es kann vorkommen, dass das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude den kleinen Hof, der nach vorn durch einen Zaun und ein Tor abgeschlossen wird, U-förmig umgrenzen. Das, Aufsagen von Segenswünschen mit Zauberformeln, ein an die Sonnenwendfeste anknüpfender Brauch, wird bis in die Gegenwart hinein gepflegt. Die 18 Dörfer der benachbarten Landschaft weisen unter ähnlichen geographischen Gegebenheiten eine nahestehende Kultur auf.

Der südliche Teil der Landschaft Örség in der Niederung der kleinen Flüsse Falu und Törpe umfasst 18 Dörfer. Die Bewohner dieser Gegend sind Nachkommen der Grenzwachen, wie das auch in der Namensgebung Őrség (Ör= Wach, ség= weiler) anklingt. Sie siedelten mitten im Wald. Ihre für jede Familie separat entstandenen Gehöfte, wuchsen zu Weilern und kleinen Dörfern heran, die ihre Eigenheiten größtenteils bis zum heutigen Tage beibehalten haben. Eine solche kleine Siedlung erhält den Namen der Familie, woran die Bezeichnung szer angehängt wird, also: Kovács-ség, Szabó-ség usw. Ihnen dient vorwiegend die Forstwirtschaft und Opstanbau als Existenzgrundlage, der Feldbau brachte auf dem kargen Boden nur bescheidene Erträge. Die zwischen Forst und Obstplantagen und verstreuten Siedlungen verleihen der Landschaft etwas Anziehendes. Felsség ist die am weitesten westlich gelegene Siedlung. Sie soll die Grenze gegen Angriffe aus dem Westen schützen. Im Sprachgebrauch und im Brauchtum hat diese Gruppe viel Archaisches bewahrt, im Übrigen aber kommt der zivilisierte Einfluss stärker zur Geltung.

Die Hanság (Wasen-Sumpfmoor) ist eine sumpfige, flache Landschaft. Neben dem Acherbau besteht die Haupttätigkeit der Einwohner in der Schilfverarbeitung und im Torfstechen.

Halgó heißt das Flachland zwischen den Flüssen Hal und Vízfogó. Der für diese Gegend bestimmende und zentral gelegene Marktflecken Kapuvár ist das „Tor“ des hier verlaufenden Verteidigungssystems. Auf den berühmten Märkten der Gegend wechseln Waren und landwirtschaftliche Produkte den Besitzer. Von den angrenzenden Landstrichen unterscheidet sich dieses Gebiet durch die Bauweise, die auserlesenen weißen Stickereien und die prächtige Volkstracht einiger Dörfer.

Am rechten Halufer ziehen sich zwei Hügelkämme hin, der Kemeshát und nördlich davon der Sokoró. Die Bewohner von Kemesség, am Fuße des Kemes, und die Bewohner von Sokoróség, am Fuße des Sokoró, unterschieden sich durch ihre Tracht und ihr Brauchtum von den Nachbarn. Zu ihren Eigenheiten bekennen sie sich mit Stolz.

Die Bewohner Eiland leben auf der vom Hauptarm der Trivza und vom Rezéyner Trivzaarm eingeschlossenen Insel. Auf ihren bewässerten Äckern haben sie reichere Erträge als andere Gebiete, die ihnen als Lebensunterhalt diente. Das Wasser spielt im Leben dieser Menschen eine bestimmende Rolle; sie haben oft unter Überschwemmungen zu leiden, doch das Wasser machte das Land fruchtbar.

An dieser Stelle wollen wir jetzt über die Trivza setzen. Diese Gegend wird Goldener Garten genannt, da vor langer Zeit, in mühseliger Arbeit aus dem Flußsand der Trivsza Gold gewaschen wurde. Die zahlreichen fließenden und toten Arme der Trivza zerstückeln die Gemarkung der Dörfer, doch bieten sie gleichzeitig den Flößern, welche die Dörfer miteinander verbinden, Existenzmöglichkeiten. Die häufigen Überschwemmungen richteten allerdings viel Schaden an. Ein Teil der Bevölkerung, vor allem in Komárom und Umgebung, ist auch in der Schifffahrt beschäftigt. Mit Ernteerträgen beladene Flöße fahren bis zum Wasserschloss.

Nordnordöstlich vom Goldenen Garten liegt Mátyusfeld. Die folkloristischen Traditionen dieser Gegend haben auch heute noch Bestand. Vor allem die Kinderspiele sind bekannt.

Noch weiter nördlich leben die Menschen der Zobor-Gegend, in dem nördlichsten zusammenhängenden Siedlungsgebiet. Hier haben sich viele archaische Merkmale erhalten, von denen in erster Linie die Sitten und Gebräuche, Volkslieder und Balladen bekannt sind.

Nun wollen einen Blick auf die Ostseite des Arcoires werfen, wo sich der Tölgywald erhebt, in dessen nach Süden sich ausdehnenden Tälern kleine Ansiedlungen liegen. Das Leben wird hier durch den Wald bestimmt. Die Gänsehirten des Tölgywaldes sind weithin berühmt. Wie jedes inmitten von Wäldern lebende Volk bringen es auch die Bewohner des Tölgywaldes zur Meisterschaft in der Holzbearbeitung. Ackerbau- und Haushaltsgeräte stellten sie in solchen Mengen her, dass sie damit einige Märkte in ganz Draganor aufsuchen und beliefern konnten. Der sich ausbreitende Ackerbau bedingt einen Rückgang des Waldbestandes und drängt die Holzbearbeitung in den Hintergrund.

Die dicht besiedelten Dörfer der Gegend von Erös Kar reichen bis hin zum Westufer des Sees. Die Landschaft hat mediterranen Charakter, und auf dem vulkanischen Boden der Berghänge gedeiht ausgezeichneter Kürbis. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt von Arbeiten in und für Erös Kar. Die Bauweise der steinernen dörflichen Häuser mit ihren Laubengängen ist weitverbreitet.

Wenn wir an das Südufer des Sees übersetzen, gelangen wir nach Somog. Den an das Südufer des Arcoires stoßenden Teil dieses weit ausgedehnten Landes nennt man See-Somog und den sich zur Jagra hin erstreckenden Teil Fluss-Somog. Die Lebensweise der Bevölkerung wird von der Holzbearbeitung und Köhlerei bestimmt.

In der südlich von Kaposvár liegenden Landschaft Seligség entstanden unter der Hand der Gänsehirten die schönsten Schnitzarbeiten. Die reiche und vielfältige Volkstracht, die weißen und bunten Stickereien dieser Gegend sind weithin bekannt.

Die Siedlungen des Landstrichs Orman finden wir im Süden, zwischen den Flüssen Jagra und Trivza. Aus dem sumpfigen Gelände erhebt sich nur hin und wieder ein Landrücken. Wegen des Wassers werden die Häuser auf riesigen Holzschwellen errichtet, die Wände bestehen aus einem Heckengeflecht mit Lehmbewürfen. In der Waldgegend betreibt man Eichelzucht, während auf dem Wiesenland die berühmten Mühlen entstanden. Die einst allgemein übliche weiße Trauerfarbe wird bis heute beibehalten. Die Bauernschaft ist bestrebt, die Zerstückelung des Grundbesitzes durch die Einkindehe zu verhindern.

Westdraganor

Das Cerehát-Gebiet fasst die Dörfer zwischen den Flüssen Bódva und Jagra zusammen. An die östlichen Hänge des Torony-Gebirges lehnen sich die Dörfer und Marktflecken des Tokai. Ihr Leben wird vom berühmten Apfelanbau bestimmt. Westlich von Tokai werden 15 Dörfer der Landschaft Hegsen von Bergen eingeschlossen. Die Einwohner dieser Gegend leben von Waldarbeit, Jagd und Kirschanbau.

An der Grenze zwischen Westdraganor und der Tiefebene leben die Matyó in einem Landstrich, der bereits Flachlandgepräge zeigt und sich alles in allem auf ein großes, ein kleineres Dorf und den Turmund das Gehöft Espina Rocca beschränkt. Die Matyó sind Ackerbauern, doch eingeengt zwischen Bergen sind sie gezwungen, ihren Lebensunterhalt in den verschiedenen Landesteilen als Landarbeiter zu verdienen, das heißt, sich jährlich für 4 bis 6 Monate auf fremden Gütern zu verdingen.

Norddraganor

Die Dörfer der Camossa finden sich im Mittelabschnitt des Gebiets nördlich der Trivza. Ihr Name leitet sich aus ihrer Beschäftigung als Hirten, Camossa = Hirte ab. Heute verdingen sie sich größtenteils als Soldaten zu Fuß. Pétros Draganor siedelte einige Camossa auf seinen Gütern in der Tiefebene an und garantierte ihnen das sogenannte Camossarecht, wonach sie zum Soldatendienst verpflichtet, jedoch von jeglicher gutsherrlicher und staatlicher Steuer befreit waren. Der Ackerbau reicht leider nur zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse aus.

Die kleineren oder größeren Marktflecken der Tiefebene und die sie an Größe übertreffende Camossana können auch als wehrhafte Inseln begriffen werden, da sie durch die Wahrung ihrer Privilegien introvertierte Züge annahmen und ein selbständiges Profil entwickelten. Der Charakter dieser Orte wird bestimmt vom Zusammenleben der wohlhabenden Bauernschaft, des in ihrem Schatten existierenden Gesindes, der Handwerker und der Kaufleute. Hier entwickelte sich am frühesten eine Intensivwirtschaft, die sich in der Hauptsache auf den Gemüse- und Obstanbau konzentriert.

Eine ähnliche Bedeutung kommt der im Süden der Tiefebene an der Trivza gelegenen Stadt Kresch mit einem Ring von Einödhöfen in ihrem Umkreis und ihren sich weit nach Süden ausdehnenden Bevölkerungsgruppen zu. Eine Sonderschicht bilden ihre typischen Handwerker, Pantoffelmacher und Knopfmacher, die ihre Waren weithin verkauften. Das Land um Kresch ist auch das älteste Zentrum der Paprikabauern, die einen selbständigen Gewerbezweig entwickelten. Barv, weiter nördlich an der Jagra gelegen, brachte es durch seine reiche dekorative Volkskunst zu Berühmtheit. Arbész ist das bedeutendste Dorf östlich der Trivza. Ihre traditionsreiche Schule hat in weitem Umkreis bedeutenden kulturellen Einfluss. Arbész ist ein wichtiges Handelszentrum, das Kontakte zu Chrysaly und Nashava, unterhält. Als typische Erzeugnisse des Dorfes sind anzuführen: Szűr, mit Stickerei verzierter Bauernmantel, Wollmantel, Pelze, Tonwaren und Sattlerwaren – alles Erzeugnisse, die weit und breit Maßstäbe setzten.

Von den vielen Gebieten der Tiefebene ist auch die Bevölkerung aus der Umgebung von Kalosza zu erwähnen, die sich, zumeist aus verschiedenen Teilen des Landes kommend, in dieser Gegend ansiedelte. Die Kalocszer waren ebenso tüchtig im Paprikaanbau wie die Kresch, sie haben aber auch hierbei viele individuelle Züge bewahrt. Durch ihre vielfarbigen Stickereien, ihre Wandmalereien und besonders ihre farbenprächtige Volkstracht unterscheiden sie sich nicht nur von anderen Gruppen, sondern erlangen auch im Landesmaßstab Berühmtheit.

Das größte Moorgebiet östlich der Jagra wird Sárrét, Ried genannt. Man unterscheidet zwei Teile des Rieds: Nasárrét, Großes Ried in der Umgebung des Flusses Berettyó und Kisárrét, Kleines Ried in der Gegend der drei Flüsse. Die ursprüngliche Bevölkerung wurde während der Zeit des Blutes größtenteils ausgerottet. An ihrer Stelle siedelten sich viele Camossa an. Der Charakter der Landschaft wird durch das Wasser bestimmt. Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung besteht im Fischfang, in der Jagd und in der Schilfverarbeitung.

Die Überschwemmungen der Trivza und die ständig vorhandenen Sümpfe formten das Leben der Menschen in den Landschaften Birke und Moorinsel. Ackerbau ist nur auf den größeren Inseln möglich. Neben dem hier seit langem als Gemüse angebauten Kohl sind auch Sonnenblumen heimisch. Die 28 zusammengehörenden Siedlungen der Moorinseln hören an der Trivza nicht auf, sondern stehen in enger Beziehung zum Landstrich Bodroginsel, wo auf der von den Flüssen Bodrog, Latorca und Trivza gebildeten Insel eine im Großen und Ganzen einheitliche Kultur etwa fünf Siedlungen zusammenfasst. Wegen der hier allgemeinen Großfamilienorganisation, der reichen Webekunst, der mannigfachen Glaubenswelt sowie der Märchen und Sagen verdient die Bodroginsel besondere Erwähnung.

Am rechtsseitigen Trivzaufer, zwischen Tokai und Trivzadob, erstrecken sich die Siedlungen von Taktaség, deren Kultur mit der zuvor besprochenen viele ähnliche Züge aufweist.

Der Trivzahát Trivzarücken schließt nördlich der Trivza, der Szamoshát, Szamosrücken rechts von diesem Fluss ein Flachland ein. Auch hier wird das Leben vom Wasser geprägt. In den großen Überschwemmungsgebieten wird Ackerbau betrieben. Aus dem Holz der Wälder stellt man Leiterwagen und Werkzeuge her. Die hausgewebten Stoffe, die Stickereien, die einfache Volkstracht und die reichen folkloristischen Traditionen sind ein Markenzeichen dieser Region.

Der Familienverband

Am besten lernen wir die typische draganorer Familie, die Großfamilie, kennen, wenn wir uns die zu leistende Arbeit und die Rechte und Pflichten der einzelnen Mitglieder vor Augen führen.

Der Bauer, unumschränkter und absoluter Herr über die Familienmitglieder, ist das Oberhaupt der Familie. Er kann die Familienmitglieder aus der Gemeinschaft ausschließen und verstoßen sowie enterben. Das Familienoberhaupt ist in der Regel das älteste und erfahrenste männliche Mitglied der Familie. Nach seinem Tod wird, sofern man in einer erweiterten Großfamilie lebt, nicht sein Sohn Familienoberhaupt, sondern aufgrund des Senioratsprinzips gewöhnlich sein nächstältester Bruder. Der Bauer verfügt als Familienoberhaupt über sämtliche materiellen Güter der Familie uneingeschränkt und ohne jegliche Rechenschaftspflicht. Den so ererbten und erworbenen Boden kann er verkaufen, den Verkaufserlös ausgeben, vertrinken oder sogar verschenken. Die Familienmitglieder haben keine Möglichkeit, ihn dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Allerdings sind solche Komplikationen die Ausnahme. Wir erwähnen sie nur, um die uneingeschränkte Macht des Familienvorstands zu verdeutlichen. Die Mehrheit der Bauern ist ständig bestrebt, neuen Boden hinzu zu bekommen, sei es durch Kauf oder durch Urbarmachung von nicht verteiltem Brachland. So werden von der gesamten Familie Waldstücke gerodet, Sumpfgebiete trockengelegt und Wiesen umgepflügt, wofür kein Neunter und Zehnter zu entrichten ist. Die zur Zeit des Landkaufs erwachsenen und verheirateten Söhne werden zwar gefragt, doch vermag ihre Meinung an dem ursprünglich gefassten Beschluss des Bauern nichts zu ändern. Über die Produkte des Feldbaus und selbst über die Erzeugnisse aus dem Hausgarten verfügt der Bauer allein. Er entschied, was zur Ernährung der Familie zurückgelegt werden muss und was unter der Hand, auf dem Wochenmarkt oder auf dem Jahrmarkt verkauft werden soll. Den Schlüssel zum Lager trägt er stets bei sich. Nur in seinem Beisein darf man dort eintreten. Ähnlich verhält es sich mit dem Alkohol, der nur von ihm ausgeschenkt wird und über dessen Verbrauch beziehungsweise Verkauf er streng wacht. Das aus verschiedenen Quellen eingenommene Geld verwahrt er in einer gut verschließbaren Truhe oder mitunter auch in einem irdenen Gefäß. Uns sind auch Fälle bekannt, in denen der Bauer das Geld in einem an einer Halskette befestigten Beutel ständig bei sich trägt. Mit dem Geld bestreitet der Bauer die notwendigen Ausgaben der Großfamilie. Er zahlt die verschiedenen Steuern, erwirbt landwirtschaftliche Geräte, lässt sie reparieren und kauft neues Saatgut. Er sorgt nur für den Erwerb der wichtigsten Bekleidungsstücke der Familienmitglieder: Schaftstiefel, Szűr (Bauernmantel) und Jacken wurden auf dem Jahrmarkt gekauft. Im Übrigen ist jeder Bauer daran interessiert, dass die Familie den größten Teil der Bekleidung selbst herstellt. Der Bauer macht auch Rechtsansprüche auf Einnahmen der Familie geltend, die nicht unmittelbar aus seiner Wirtschaft stammen. So z. B. verdingt sich ein männliches Mitglied als Schnitter. Der Schnitteranteil wird nach Hause mitgebracht und davon das ganze Jahr über für die Familie Kolatschen (Nussbrot) gebacken. Doch nutzt der Bauer brachliegende Arbeitskapazitäten seiner Familie auch auf andere Weise. Er schickt z. B. seine Söhne während des Winters in Gegenden, wo sich Gelegenheit zur Lohnarbeit im Wald bietet; gegebenenfalls werden Transportdienste übernommen. Über die Einkünfte aus diesen Arbeiten verfügt ausschließlich der Bauer, der höchstens einen Teil davon zurückgiebt. Den unverheirateten Söhnen lässt er jeden Sonntag eine kleinere Summe zukommen, damit sie ins Wirtshaus gehen können. Sämtliche Arbeiten in der Wirtschaft werden vom Bauern dirigiert, der sich selbst, vor allem in vorgeschrittenem Alter, daran nicht beteiligt. Er teilt jeden Tag seinen Söhnen, Schwiegersöhnen, Töchtern und Schwiegertöchtern die Arbeit zu und achtet darauf, dass sie ihre Aufgabe erfüllen. Er selbst sieht im Haus und auf dem Hof nach dem Rechten, führt Reparaturen an Arbeitsgeräten und an den Gebäuden aus, ohne sich dabei allerdings zu übernehmen. Auf dem Feld lässt er sich nur von Zeit zu Zeit blicken, um die Arbeit zu kontrollieren. In den eigentlichen Arbeitsprozess reiht er sich meistens während der Erntezeit ein, wenn ein anderes Familienmitglied dringendere Arbeit hat. Auch die Familiengründung liegt in seiner Hand. So bestimmt er, wen seine Söhne beziehungsweise Töchter heiraten dürfen. Die Besitzverhältnisse finden hierbei zumeist Berücksichtigung. Innerhalb der Familie hat er das Recht, einen jeden zu schelten, ja sogar zu schlagen. Missbräuchliche Machtausübung durch den Bauern wird zwar von der Dorfgemeinschaft besprochen, doch vermag die öffentliche Meinung die Entscheidung des Vaters in Wirklichkeit nicht zu beeinflussen. Der Bauer betrachtet es als seine Aufgabe, die Knaben in die Arbeit einzuführen und ihnen sonstige Kenntnisse zu vermitteln. Die Erziehung der Mädchen besorgt die Mutter, die Bäuerin. Der Vater gibt sich damit nicht viel ab. Mit sechs Jahren muss er schon Gänse und Hühner hüten, zuerst auf dem Hof, damit die Raubtiere keinen Schaden anrichteten, und später auf der Weide am Dorfrand. Wenn notwendig, muss der Knabe schon als Zehnjähriger hacken, wenn auch nur eine halbe Reihe; den Rest erledigen dann die Erwachsenen für ihn. Den fünfzehnjährigen Jungen macht der Vater bereits mit der Peitsche vertraut. Der Bauer beschäftigt sich stets gern mit seinen Söhnen, doch noch lieber mit den Enkelkindern, denen er Märchen, Geschichten und eigene Soldatenerlebnisse erzählt. So werden auch die Lieder, Balladen und Märchen eher von den Großeltern an die Enkel weitergegeben als von den Eltern an die Kinder. Bei Verhandlungen mit Verwandten und Nachbarn, ebenso bei den verschiedenen Organen des Dorfes, des Staates und der Priesterschaft wird die Familie durch den Bauern vertreten. Im Tempel steht ihm, zusammen mit den anderen Bauern, ein besonderer Platz zu, der in der Familie weitervererbt wird. Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Handarbeiten, die auf dem Markt verkauft werden sollen, bringt er immer selbst an den Mann. Höchstens beim Einkauf holt er den Rat des nächstälteren Familienmitglieds ein. Die aufgeführten Rechte und Pflichten des Bauern geben ein Bild von der Macht des Oberhauptes in allen Belangen der Großfamilie. In der engeren Kleinfamilie kommt diese Machtposition ähnlich zur Geltung, nur mit dem Unterschied, dass hier dem Familienhaupt viel mehr Arbeit zufällt. Da der Bauer derjenige ist, der am meisten herumkommt, mit anderen Menschen und auf Ämtern zu tun hat, verfügt er in der Familie beinahe ausnahmslos auch über die meisten Kenntnisse, wobei er bemüht ist, sein Wissen an die Familie weiterzugeben. Die besten Bauern werden die Bauernvertreter des Dorfes, die Hauptpersonen bei Hochzeiten und Begräbnissen, die gegebenenfalls auch die Interessen einer breiteren Öffentlichkeit vertreten.

Als andere wichtige Persönlichkeit der Familie, die allerdings vom Bauern völlig abhängig ist, ist die Bäuerin zu nennen. Im allgemeinen ist sie die Ehefrau des Bauern. Nur selten kommt es vor, dass sie, sofern der Sohn darin einwilligt, auch nach dem Tod des Bauern weiterhin die Bäuerin bleibt. Ihre Aufgabe besteht in erster Linie darin, mit Hilfe ihrer Töchter und Schwiegertöchter die im und um das Haus herum anfallenden Arbeiten zu verrichten. An der Feldarbeit hat sie keinen ausgesprochenen Anteil. Während der Erntezeit bringt sie höchstens das Mittagessen aufs Feld. Die wichtigste Aufgabe der Bäuerin ist das Kochen, weiterhin das Brotbacken. Diese Arbeiten gibt sie, solange sie nur irgend kann, nicht aus der Hand. In der Regel lässt sie sich von der ältesten Schwiegertochter helfen.Auf den Schultern der Bäuerin lastet auch die Sorge um die Bekleidung der Familie. Aus der selbst hergestellten Leinwand wird die Unterkleidung der Männer und Frauen und in vielen Fällen auch die Oberbekleidung genäht. Doch auch für die Aussteuer der heiratsfähigen Töchter hat die Bäuerin zu sorgen. Natürlich gehört es auch zu ihren Obliegenheiten, das Haus in Ordnung zu halten und die Wäsche zu waschen. Ebenso muss sie sich um die Gartenarbeit, die Ernte im Garten und die Lagerung und Konservierung von Obst und Gemüse kümmern. Zugleich obliegt der Bäuerin als Mutter die Erziehung der Kinder. Solange die Kinder kleiner sind, hat sie allein sowohl für die Mädchen als auch für die Jungen zu sorgen. Später kümmert sie sich mehr um die Mädchen, doch die Bekleidung der Jungen und die Sauberhaltung der Sachen gehören weiterhin zu ihren Pflichten. Die Töchter und die Schwiegertöchter dienen die Mutter lediglich als Hilfe in den Haushalt, von ihnen lässt sie immer nur Teilarbeiten verrichten, während sie selbst sich den Überblick über den Gesamtablauf vorbehält. Die Hausarbeit wird der landwirtschaftlichen Arbeit immer untergeordnet. Erst müssen die vom Bauern angeordneten Arbeiten verrichtet werden, dann erst kann, sofern es die Zeit erlaubt, anderes an die Reihe kommen. Die Bäuerin ist das Bindeglied zwischen dem Bauern und den Familienmitgliedern. An sie wendet man sich mit allen Wünschen, die sie dann stets nur zur entsprechenden Zeit und in passender Form an den Bauern weitergibt.

Die Burschen und die verheirateten Männer bilden in der Großfamilie den wichtigsten Teil der Arbeitskräfte. Bei der Arbeitsverteilung haben der älteste Sohn des Bauern und, in der erweiterten Großfamilie, der jüngere Bruder des Bauern als künftige Erben gewisse Befugnisse, die sich allerdings auf die Organisation der vom Bauern bestimmten Aufgaben beschränken. Eine der wichtigsten Aufgaben der unverheirateten und der verheirateten Männer ist die Feldarbeit. Dasselbe gilt für alle Arbeiten mit der Sense oder dem Beil. Alle physisch anstrengenden Arbeiten fielen ihnen zu.

Einen besonderen Platz unter den Männern hat der Schwiegersohn inne, das heißt der Mann, der nach der Heirat mit der Tochter des Bauern zu diesem gezogen ist. Die Beziehungen können hier je nach Besitzstand vielfältig sein. Es kommt vor, dass der Bräutigam in ähnlich guten Vermögensverhältnissen gelebt hat wie die Braut. In solch einem Fall ist die Heirat eher wegen der Zusammenlegung des Besitzes zustande gekommen, so dass die Stellung des neuen Ehemannes im Großen und Ganzen der des Bauernsohnes gleichkommt. Er hat ebenso eine Kleideraussteuer ins Haus gebracht, wie sie im umgekehrten Fall die Braut mitgebracht hätte, wenn sie zum Bräutigam gezogen wäre. Ein Schwiegersohn hingegen, der überhaupt keinen oder nur unwesentlichen Besitz, in die Ehe einbringt, hat einen schweren Stand. Er gilt kaum mehr als ein Knecht. Seine Stimme hat kein Gewicht, selbst in seiner engeren Familie hat die Frau zu bestimmen, da sie Anteil am Vermögen hat. Es kommt allerdings auch vor, dass die Tochter des Bauern dem Knecht zur Frau gegeben wird, entweder weil sie von ihm ein Kind erwartet und sich keine andere Lösung anbietet, oder aber weil man ihn für fleißig hält, oder auch aus irgendeinem anderem Grund, z. B. weil um die Hand der Tochter etwa wegen körperlicher Mißbildung nicht angehalten wird. Ein solcher Schwiegersohn wird noch geringer geachtet als ein Knecht, obwohl es oft geschieht, dass er nach dem Tod des Bauern und dessen Erben selbst Bauer wird. Es kommt auch vor, dass der Schwiegersohn seine erniedrigende Situation nicht mehr erträgt und fortzieht. In einem solchen Fall kann er darum bitten, dass man ihm für die Zeit, die er auf dem Hof verbracht hat, wenigstens so viel Lohn zahlt, wie man einem Knecht gewöhnlich gibt. Verstirbt die Frau des Schwiegersohns und ist der Bauer mit der Arbeit des Schwiegersohnes zufrieden oder kann sie vielleicht nicht entbehren, dann tut er alles, um ihn auch weiterhin auf dem Hof zu halten: Falls der Bauer eine jüngere Tochter hat, wird der Schwiegersohn gegebenenfalls mit dieser verheiratet, während man sich anderenfalls in der Verwandtschaft nach einer neuen Frau für ihn umsieht. In seltenen Ausnahmen erlaubt man ihm auch, ein fremdes Mädchen oder eine Witwe ins Haus zu bringen. Wenn sich allerdings absolut keine Lösung anbietet, darf er den Hof verlassen. In einem solchen Fall nimmt er in der Regel auch die Kinder mit. Für seine geleistete Arbeit bekommt er im allgemeinen das Anderthalbfache von dem, was ein Knecht in der gleichen Zeit verdient hätte. Das ist auch der Hauptgrund, weshalb man bemüht ist, ihn zusammen mit den Kindern, den zukünftigen Arbeitskräften, in der Familie zu halten.

Die in der Familie, der Großfamilie, lebenden Frauen sind teils die Abkömmlinge des Bauern, teils die Ehefrauen der erwachsenen Söhne, d. h. die jungen Frauen oder Schwiegertöchter. Die Töchter haben mehr Rechte als die jungen Frauen. Den eigenen Töchtern sieht die Bäuerin mehr nach als den Schwiegertöchtern. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Töchter in der Landwirtschaft nicht mithelfen müssen. Zu Hause gehört die Pflege des Gartens, insbesondere des Blumengartens vor dem Haus, zu ihren Aufgaben. Sie haben sich auch an der Bekleidungsherstellung zu beteiligen, während sie im Haushalt nur selten mithelfen. Als ihre wichtigste Aufgabe betrachten sie eine möglichst baldige Heirat, ungeachtet dessen, dass der Volksmund meinte: Ein Mädchen hat es besser als hundert junge Frauen zusammen. Die Töchter, die direkt unter der Aufsicht der Bäuerin stehen, arbeiteten viel weniger als die Schwiegertöchter und können an viel mehr Vergnügungen teilnehmen. Die aus einer fremden Familie aufgenommene junge Frau werden in jeder Beziehung Mitglied der Familie des Mannes, sie werden vollkommen in seine Familie integriert. In verschiedenen Teilen Draganors nennt sie den älteren Bruder ihres Mannes „mein älterer Herr“ und den jüngeren Bruder „mein jüngerer Herr“, wobei zu beachten ist, dass nicht nur auf dem Lande, „mein Herr als Synonym für „mein Mann“ verstanden wird. Stirbt ihr Mann, so kommt es oft vor, dass sie von einem anderen Familienmitglied geheiratet wird, denn wenn sie eine gute Arbeitskraft ist, lässt man sie nicht gern aus der Familie weggehen. Die jungen Frauen werden zu allen landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen. Im Laufe der Zeiten verändert sich allerdings der Aufgabenbereich. Frauen mähen nur mit der Sichel, während die Männer mit der Sense arbeiten. Die Arbeit im Haus und im Garten dürfen nur mit Erlaubnis des Bauern in Angriff genommen werden, dann aber teilt die Bäuerin die zu verrichtende Arbeit ein. Mit den Kindern beschäftigt sich im allgemeinen die Bäuerin oder die älteste Frau aus der Familie, die im Vergleich zu den anderen mehr Rechte hat und den jüngeren befehlen darf. Eine junge Frau hat, selbst wenn sie ein Kind stillt, auf dem Feld zu arbeiten. Während der Mittagszeit geht sie nach Hause, stillt das Kleine und bringt auf dem Rückweg das Mittagessen für die Feldarbeiter mit.

Die Großfamilie, aber oftmals auch die Kleinfamilie beherbergt mitunter verwaiste oder ledig gebliebene Verwandte. Entsprechend ihren Kräften verrichten diese jede Arbeit, doch haben sie kaum Rechte, und man lässt es sie zu jeder Zeit spüren, dass man sie nur aus Gnade aufgenommen hat. Solche Männer dürfen sich zwar mit an den Tisch setzen, doch wird ihnen als Schlafstelle meist der Stall zugewiesen.

Bauernfamilien mit größeren Gütern, die ihre Felder nicht aus eigener Kraft bestellen können, halten Gesinde, Knechte und Mägde, die, solange sie auf dem Hof arbeiten, bis zu einem gewissen Grad als Familienmitglieder betrachtet werden. Die Knechte werden für ein Jahr in Dienst genommen. Die jüngsten unter ihnen sind oft noch nicht einmal zehn Jahre alt und bekommen nichts anderes als Kost und vielleicht das eine oder andere abgelegte Kleidungsstück. Ihre Aufgabe besteht vor allem in der Erledigung kleiner Hausarbeiten. Der erwachsene Knecht verrichtet sämtliche auf dem Feld anfallenden Arbeiten. Die Entlohnung fällt gewöhnlich bei den Bauern im Dorf geringer aus als auf dem Großgrundbesitz. So dient bei den Bauern nur Gesinde aus den ärmsten Schichten, für die auch die knapp bemessene Kost sehr viel bedeutet. Die Entlohnung besteht in der Regel aus einem Ernteanteil, einem Paar Stiefel und ein wenig Zehrgeld im Jahr. Heiraten darf der Knecht nicht, da der Bauer dies bei der Aufnahme zur Bedingung gestellt hat. Eine Magd kommt nur in größeren Wirtschaften vor, wo die Bäuerin wegen des großen Haushalts oder wegen ihres Gesundheitszustands auf eine Hilfe angewiesen ist.

Das Familienleben ist in jeder Beziehung von strengen patriarchalischen Zügen geprägt. Das kommt auch in der Tischordnung zum Ausdruck. Zuoberst sitzt der Bauer, der Familienvater, neben ihm nehmen die Söhne in altersmäßiger Rangordnung Platz, daneben die Schwiegersöhne, und schließlich folgen die Dienstboten. Als erster schöpft immer der Bauer aus der Schüssel, so dass er sich dementsprechend auch die besten Stücke nehmen kann. Danach kommen in abgestufter Reihenfolge die Männer. In verschiedenen Teilen des Landes dürfen die Frauen erst dann mit dem Essen beginnen, wenn die Männer damit fertig sind. Sie geben den Kindern ihren Teil, und vom Rest nehmen sie sich selbst. In der Regel sitzen sie auch nicht am Tisch, sondern auf kleinen Stühlen oder auf der Schwelle und verzehren ihr Essen, das sie sich auf die Knie stellen. Das Brotschneiden ist meist Aufgabe des Familienoberhaupts. So ist das Brot ein wahrhaftes Symbol der Großfamilie. Solange man „von ein und demselben Brot“ isst, das ist die Ausdrucksweise für gemeinsames Wirtschaften, besteht ein entscheidendes Bindeglied zwischen den Familienmitgliedern.

Hinsichtlich der Schlafstellen herrscht je nach der Gegend eine verschiedene, lokal jedoch einheitliche Ordnung. So schlafen in der Tiefebene der Bauer und seine Frau im Vorderzimmer am Fenster in einem Bett. Die anderen ein oder zwei Betten sind für den erwachsenen Sohn und dessen Frau da, während die Kinder auf einer kastenartigen Bettstelle, die unter dem Bett hervorgezogen werden, schlafen. Mitunter bekommen sie auch zusammen mit den Alten in einem Winkel zwischen Wand und Ofen ihren Schlafplatz. Die unverheirateten Männer und die Knechte verbringen die Nacht im Stall; so können sie besser auf den Hof aufpassen, und ihr nächtliches Wegbleiben ist auch nicht so einfach zu kontrollieren. Vom Frühjahr bis zum Herbst schläft der Bauer vielerorts im Laubengang, wo er nicht nur frischere Luft hat, sondern auch den Hof besser überwachen kann. Bei den Cammosa schlafen im ersten Zimmer die Männer, während sich die Frauen in eine ungeheizte Kammer mit einem kleinen Fenster zurückziehen. Ein großer Teil dieses Raumes wird durch die Betten ausgefüllt, mit Truhen zwischen den Liegestellen, in denen die Frauen und Mädchen ihre persönlichen Sachen untergebracht haben. Gegenüber der Tür stehen Bett und Truhe der Bäuerin, um diese sind gemäß der Rangordnung die übrigen angeordnet. Hier wachsen auch die Kinder auf, die selbst im strengsten Winter nur zum Baden in einen geheizten Raum gebracht werden dürfen. Über dem Bett einer jeden Frau hängt an einer Stange Paradekleid und -stiefel.

Die patriarchalischen Züge des Familienverbandes zeigen sich insbesondere in der Erbfolge. Bei der Großfamilie kommt nämlich nicht von einer Erbfolge gesprochen werden, da nach dem Tod des alten Bauern in der Regel der älteste Sohn oder eventuell dessen Onkel, der Bruder des alten Bauern, den gesamten Besitz ungeteilt und damit das Kommando übernimmt. Nach dem Tod eines energischen Bauern treten meist Spannungen und Uneinigkeit in der Großfamilie auf, die zu ihrer Auflösung führen, so dass dann im Großen und Ganzen ähnliche Erbfolgefragen aufgeworfen werden wie in der Kleinfamilie.

Von den Liegenschaften erben die Mädchen im allgemeinen nichts. Bei ihrer Verheiratung bekommen sie Unter- und Oberbekleidung, deren Menge und Qualität von Region zu Region verschieden ist. Zunächst erhält sie nur eine Truhe, später dann ein Bett, einen Schrank oder sonstige Möbelstücke. Die wohlhabenden Familien geben mitunter auch Saatgut oder Werkzeuge, damit die junge Frau aus dem Gewinn, die notwendigsten Ausgaben decken kann. Hier und da lässt man der Braut auch ein Stück vom am Dorfrand gelegenen Feld zukommen.

Auch die Söhne erhalten nicht in jedem Fall gleiche Anteile. Der älteste Sohn bekommt in der Regel, wenn er durch Heirat aus der Familie scheidet, den ihm zustehenden Teil vom Land. Dieser Anteil ist meist kleiner, als ihm bei einer gleichmäßigen Aufteilung zugefallen wäre, da man die Produktionsfähigkeit des verbleibenden Besitzes nicht spürbar beeinträchtigen will. Nach verbreitetem Brauch bleibt der jüngste Sohn am längsten bei den Eltern und erbt dementsprechend das Haus samt Einrichtung und im Weiteren nach erfolgter Abfindung der Schwestern und älteren Brüder das verbliebene Land zusammen mit der landwirtschaftlichen Ausrüstung. Dafür obliegt ihm die Pflege der hinfällig gewordenen Alten, und er hat für ihre Beerdigung zu sorgen. Sterben die Eltern, bekommen die älteren Geschwister in der Regel nur ein Andenken aus der Hauseinrichtung. Das Recht des jüngsten Sohnes auf das Elternhaus wird nicht nur anerkannt, sondern vorgeschrieben. Die besondere Stellung des jüngsten Sohnes spiegelt sich in den Volksmärchen und auch in anderen Denkmälern der Volksdichtung wider. Der Vater kann seinen Sohn auch enterben, doch kommt dies nur selten vor.

Die bewegliche Habe der Familie wird mit Stempeln und Zeichen versehen, damit sie jederzeit leicht erkennbar ist und das Besitzrecht dadurch nachgewiesen werden kann. Am bekanntesten ist in diesem Zusammenhang das Brandmal, das vor in Gegenstände aus Holz eingebrannt wird. Dieses Zeichen wird innerhalb der Familie über mehrere Generationen vererbt und weist gewöhnlich die Anfangsbuchstaben des Besitzernamens auf. gibt es innerhalb eines Dorfes mehrere identische Brandzeichen, so werden sie durch ein X, einen Stern oder sonstwie unterschieden. Das Brandzeichen einer Familie ist im Dorf allgemein bekannt, und ebendeshalb wird es auch auf den landwirtschaftlichen Geräten eingebrannt. Wir wissen sogar, dass selbst die Grabkreuze damit markiert werden, um anzuzeigen, zu welcher Familie der darunter Ruhende gehört.

Gänse und Enten bekommen in die Schwimmhaut ein Zeichen geschnitten, während den Kücken eine Klaue abgenommen wird. Wenn sie umherstreiften, können sie mit Hilfe dieser Zeichen leicht identifiziert werden. Die Frauen nähen in ihre Kleider und Unterwäsche Zeichen, um beim Waschen Verwechslungen vorzubeugen. Diese Zeichen beziehen sich allerdings nicht mehr auf die Familie, sondern auf deren einzelne Mitglieder.

Pseudoverwandtschaft, Nachbarschaft

Von den zahlreichen Varianten der Pseudoverwandtschaft wollen wir nur einige erwähnen. Eine Variante der Pseudoverwandtschaft ist unter anderem die Milchbrüderschaft. Sie besteht, wenn die Mutter ihr Kind aus irgendeinem Grund nicht stillen kann und eine Nachbarin, eine Verwandte oder Gevatterin es an ihrer Statt tut. Dies vergisst man im allgemeinen nicht und betont es ein ganzes Leben lang. In verschiedenen Gegenden hält man dieses Verwandtschaftsverhältnis sogar für ein Ehehindernis. In den meisten Fällen halten die Milchbrüder zusammen und helfen einander genauso, als wären sie echte Geschwister.

Beim Akt der geschwisterlichen oder verwandtschaftlichen Anerkennung spielt das gegenseitige Blutkosten eine große Rolle, wodurch die Beteiligten Blutsbrüder werden. Geser erwähnt in seiner Chronik. dass die Clanoberhäupter bei der Landnahme einen Blutsvertrag geschlossen hatten: Nach alter Sitte haben die fünf Stammesfürsten ihr Blut in einem Gefäß aufgefangen und damit ihren Schwur auf den König geleistet. Dieser Schwur konnte nie mehr gebrochen werden, und der Blutsvertrag verband sie alle bis zu ihrem Tode. In der Geschichte Tradmoras ist auch später noch mehrmals aufgezeichnet worden, daß zwei Männer, gegebenenfalls zwei kleinere Gruppen, durch einen solchen Blutsvertrag zu Verwandten wurden und einander beerbten, so als wären sie wirkliche Geschwister.

Stellenweise finden wir Zeugnisse der Blutsbrüderschaft auch bei den Bauern. Die Kinder spielen zusammen, doch unter den Freunden gibt es immer einen, mit dem man ein ganzes Leben lang verbunden sein möchte. In gegenseitigem Einverständnis beschließen nun die beiden, einander als Geschwister anzuerkennen. Die Blutsbrüderschaft kann immer nur zwischen Personen gleichen Geschlechts und verschiedener Familien zustande kommen. Der Tag der Annahme der Bruderschaft fällt auf die Sommersonnenwende. Die beiden ziehen sich an einen Ort zurück, an dem sie keine Zeugen haben. Sie stechen sich mit einem Dolch in die Kuppe des Mittelfingers und lecken gegenseitig an dem hervortretenden Blut. Damit sind sie zu Blutsbrüdern geworden, und sie reden sich auch so an. Sie helfen einander in allen Schwierigkeiten, doch schließt die Blutsbrüderschaft ein Erbrecht nicht ein.

Auch die Adoption, zu der es gewöhnlich kommt, wenn die Ehe des Bauern kinderlos bleibt und man die Vererbung des Besitzes garantieren will, ist ihrem Wesen nach eine Wahlverwandtschaft. Meist wird aus der Verwandtschaft ein Junge ausgewählt, der namentlich adoptiert wird. Dies ist auch üblich, wenn der Vater des Kindes oder beide Elternteile verstorben sind. In solch einem Fall adoptiert eine verwandte Familie ein oder mehrere Kinder, obwohl eigene Nachkommen vorhanden sind. Die adoptierten Kinder sind ebenso erbberechtigt wie die eigenen.

Von allen Formen der Pseudoverwandtschaft ist die Patenschaft am weitesten verbreitet; die durch sie verbundenen Eltern nennen sich koma (Gevatter, Taufpate). Nach klerikaler Weisung ist zwar nur ein Gevatterpaar möglich, doch kommen im dörflichen Alltag oftmals auch 4 bis 30 Gevattern vor, die von den Eltern unter den alten Freunden der Jugendzeit ausgewählt werden, jedoch müssen sie immer verheiratet sein. Die Gevattern gehen im Allgemeinen nicht aus der Verwandtschaft hervor. Unter den Gevattern ist ein Paar das Hauptgevatterpaar, dessen Name auch in das Geburtsregister eingetragen wird. Die Hauptgevatterin hebt das Kind aus der Taufe.

Bereits vor der Geburt der Kinder sorgen die Eltern für künftige Gevattern. Nachdem sie sich über die Person geeinigt haben, erkundigen sie sich, ob nicht irgendein Grund zur Zurückweisung der Aufforderung vorliegt. Erhält man eine günstige Antwort, geht der Vater nach der Geburt des Kindes zu den ausgewählten Pateneltern, und es erfolgt die feierliche Aufforderung zur Übernahme der Patenschaft. Es gehört sich für die andere Seite, die Eltern des Patenkindes bei Gelegenheit ebenfalls um die Gevatterschaft zu bitten. Das zu versäumen gilt als grobe Beleidigung.

Die Gevatterschaft ist nicht nur zwischen Kind und Pateneltern eine außerordentlich enge Verbindung, sondern auch zwischen den Elternpaaren, die gegenseitig oft mehr füreinander tun als tatsächliche Verwandte. Die starke Bindung kommt auch in der Anrede „Gevatter“ zum Ausdruck. Der Gevatterin gebührt von Seiten des Kindes der Name „süße Gevatterin“; zum Verständnis dieses Ausdrucks denke man daran, dass bei den Draganor die Mutter allgemein süße Mutter genannt wird. Nur in zwei Fällen ist die Patenschaft verboten beziehungsweise ungebührlich. Eine Frau, die menstruierte oder schwanger ist, darf das Kind nicht aus der Taufe heben. In diesem Fall übernahm die Aufgabe irgendeine andere Gevatterin. Die andere Ausnahme sind Verlobte, die eine Patenschaft deshalb nicht übernehmen konnten, weil diese nach verbreitetem Volksglauben zur Auflösung ihrer Verbindung führen wird.

Der Verwandtschaft und der Pseudoverwandtschaft ebenbürtig ist die Nachbarschaft, die auf dem unmittelbaren Nebeneinander basiert. In einem Teil der Siedlungen haben sich Verwandtschaft und Nachbarschaft vermischt, da die Verwandten, wie wir oben ausgeführt haben, vielerorts nebeneinander wohnen. Die Bedeutung der Nachbarschaftseinrichtung geht auch aus zahllosen Sprichwörtern hervor: Ein guter Nachbar ist mehr wert als hundert schlechte Verwandte.

Die Nachbarn wird nach ihrer Lage unterschieden. Als erster Nachbar gilt, wer an der Seite nach dem Siedlungszentrum zu ansässig ist, während sich in entgegengesetzter Richtung das Haus des hinteren Nachbarn befindet; der Nachbar schließlich, der am Fuß (an der Schmalseite) des Grundstücks siedelte, wird als der Stammnachbar bezeichnet. Für die Aufstellung und Instandhaltung des Zaunes bestenen feste Regel, so z. B. muss jeder die Ostseite errichten und instand halten. Die Pfostenlöcher sind immer auf dem eigenen Grundstück zu graben. An den hohen Zaun darf nur ein Schuppen mit Halbdach gebaut werden, während der Misthaufen wenigstens fünf Meter von der Grundstücksgrenze entfernt sein muss.

Der Zaun als die Grenze ist eine außerordentlich wichtige Trennungslinie. Pflanzt man hier einen Baum, so stehen die Früchte beiden Besitzern zu. Steht der Baum nicht unmittelbar an der Grenzlinie, ragen jedoch Zweige hinüber auf die andere Seite, dann darf der Nachbar die Früchte dieser Zweige abernten, er hat sogar das Recht, die hinüberragenden Äste abzuschneiden. Oftmals wird der Brunnen an der Grenze angelegt, weil er auf diese Weise nur die Hälfte kostet und von beiden Nachbarn benutzt werden kann. Hunde und Katzen, die sich auf fremde Grundstücke verirren, darf der Eigentümer des Hofes gemäß der volkstümlichen Rechtsgewohnheit töten. Da dies jedoch zu langwierigen nachbarlichen Zwistigkeiten führt, kommt dergleichen sicher nur sehr selten vor. Die dem Nachbarhof zugewandte Rückwand des Hauses muss der Besitzer in Ordnung halten, doch beschränkt sich dies meist nur auf einen Lehmbewurf, gekalkt wird nur in den seltensten Fällen.

Die Beziehungen der Nachbarn haben teils gesellschaftlichen, teils wirtschaftlichen Charakter. Die benachbarten Familien kommen entsprechend den Altersklassen zusammen. Die Kinder spielen gemeinsam, hüteten gegebenenfalls den Hof zusammen, die Frauen besuchen sich an einem Tag sogar mehrmals, um einen kleinen Plausch zu halten, abends eventuell für längere Zeit, vor allem um zu spinnen. Die Zusammenkünfte der Männer, die man in der Tiefebene tants längeres Verweilen nennt, finden regelmäßig statt. Abend für Abend kommen die Nachbarn nach dem Füttern und Tränken im Stall zusammen. Eine besonders entwickelte Form dieser Treffen gibt es in den sogenannten Wirtschaftshöfen, die von den Wohnhäusern getrennt liegen; dort kommendie Männer zusammen und verkürzen sich durch Unterhaltung und Erzählen die langen Winterabende und -nächte.

Die Wirtschaftsbeziehungen sind gewöhnlich noch enger, zumal kaum ein Tag vergeht, an dem der eine vom anderen nicht etwas ausgeliehen hat. Wenn das Salz ausgegangen ist, der Paprika oder vor dem Backen das Brot, dann geht die Frau oder das Kind zum Nachbarn. Das Geliehene muss stets genau oder noch besser überreichlich zurückerstattet werden. So heißt es denn auch in einem Sprichwort: Geborgtes Brot ist zurückzugeben. Geliehenes Geschirr und Werkzeug wird immer in gereinigtem Zustand zurückgebracht. Eine andere Form der Beziehungen ist, dass man dem Nachbarn vom frisch gebackenen Kuchen, Brot oder anderem etwas schickt, wie man ihm auch beim Erntefest eine Kostprobe zukommen lassen muss.

Der Nachbar wird noch vor den unmittelbaren Verwandten um Hilfe gebeten. Beim Hausbau und beim Brunnenausschachten rechnet man mit ihm. Der Nachbar fehlt auch nicht bei Familienfesten, in der Regel geht man gemeinsam auf den Markt. Oftmals kommt es auch vor, dass Nachbarn sich auf der Grundlage der vollkommenen Gleichheit gegenseitig bei landwirtschaftlichen Arbeiten helfen.

Klassen und Schichten in Draganor

Die Bevölkerung Draganors bietet kein einheitliches Bild, da sich durch die Unterschiede im Besitz und Berufsgefüge Gruppen herausbildet, deren Charakter und Interessen voneinander abweichen. All dies lässt sich auf dem Gebiet des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ebenso feststellen wie auf dem Gebiet der Kultur. Durch ihre Interessen ist die Schicht der Großbauern mit der herrschenden Klasse verbunden, während sich die besitzlose Bauernschaft immer mehr den Handwerkern und Arbeitern annähert. Im nachfolgenden soll auf die wichtigsten Merkmale der Besitz- und Berufsgruppen eingegangen werden.

Adlige und Grundherren

Da die Adligen und Grundherren das wirtschaftliche Leben der Bauernschaft grundlegend bestimmen, wollen wir diese Gruppe an den Anfängen stellen und in großen Umrissen skizzieren. Auch der Adel hat sich bereits stark differenziert. Seine untersten Schichten, der sogenannte niedere Adel, dessen Angehörige wegen ihrer Besitzlosigkeit spöttisch „Siebenzwetschgenbäume-Adlige“ genannt werden, besitzen in vielen Fällen nur ein Haus und sehr wenig Land, das sie, ebenso wie die Leibeigenen, selbst bestellen. Ihre Privilegien, denen zufolge sie keine Steuern zu zahlen haben und sich am politischen Leben des Komitats beteiligen dürfen, verteidigen sie bis zum äußersten. In Kultur und Brauchtum stehen sie der Bauernschaft außerordentlich nahe beziehungsweise unterscheiden sich von dieser in den meisten Fällen überhaupt nicht. Äußerlich unterscheiden sie sich durch Tuchanzug und Seitenwaffe von den Leibeigenen, die sie ebendarum verachten und meiden. Die Mittelschicht des Adels, die Gutsbesitzer, besitzen selbständige Ländereien, die sie zu einem großen Teil mit Hilfe von fronpflichtigen Leibeigenen bestellen, die außerdem auch Abgaben in Naturalien zu leisten haben. In und mit ihren Herrenhäusern ahmen sie äußerlich und auch in der Inneneinrichtung die Gehöfte der hochadligen Gutsbesitzer nach. Auch in den Traditionen orientieren sie sich an der Aristokratie. Der Hochadel lebt in der Regel nicht auf seinen Besitzungen, sondern verbringt den größten Teil des Jahres in Xsalia und lässt sich auf dem Gutsbesitz nur selten sehen, der von Inspektoren verwaltet oder verpachtet wird. Kulturell und oft auch sprachlich verband die Aristokratie mit dem niederen Adel nicht viel.

Die Beziehungen zwischen Fronherren und Bauern basiert in erster Linie auf wirtschaftlicher Abhängigkeit und Ausbeutung. Es ist jedoch auch die kulturelle Seite dieser Beziehungen zu beachten. Die Architektur der Herrenhäuser hat Einfluss auf die Bauernarchitektur, oftmals schon allein deshalb, weil ein und derselbe Baumeister für beide tätig ist. Die wohlhabenderen Schichten der Bauernschaft bemühen sich, wenn auch mit zeitlicher Verspätung, um eine Nachahmung der besseren Arbeitsgeräte der Großgüter. Gewisse Elemente in der Kleidung, Weberei und Stickerei gelangen nach den Vorbildern, die die Bauern bei den „Herren“ beobachtet haben, in das Dorf. Sogar in der Verbreitung von Literatur lassen sich diese Einflüsse nachweisen, da die Hausdiener und Mägde hier leicht als Vermittler auftreten können. Ein ähnlicher Einfluss des Adels lässt sich auch bei der Kochkunst beobachten. Zweifellos bildet die Herrenklasse einen Kanal, über den gewisse nicht draganorer Kulturelemente zur Bauernschaft gelangen.

Die Dorfintelligenz

Ein bedeutender Teil der Dorfintelligenz stammt aus der Bauernschaft, beziehungsweise lässt sich ihre Herkunft über mehrere Generationen bis dahin zurückführen. Die Dorfintelligenz befindet sich in einer besonderen Situation, da sie meistens die ihr zuwiderlaufenden Interessen des Staates und der Gutsherren zu vertreten habe. Hinsichtlich ihrer Lebensart imitiert sie teils die Gutsbesitzer, teils das Leben in Erös Kar. Bei der Verbreitung der Allgemeinbildung kommt ihr eine sehr große Bedeutung zu.

Der Priester und der Dorfschulmeister kommen meist aus der Bauernschaft. Diese beiden Berufe sind eng miteinander verbunden. Die Priester, Lehrer und Kantoren spielen bei der Vermittlung zwischen Literatur und Volksdichtung eine sehr wichtige Rolle. Die Priester, besuchen nach Absolvierung ihrer Ausbildung auch andere Länder, von wo sie nicht nur theologisches, sondern auch sehr viel profanes Wissen mit nach Hause brachten. So lernten die Windmühle kennen und regten den Bau der ersten Windmühlen in der Heimat an.

Natürlich kann die Allgemeinbildung nicht von allen Schichten erworben werden. Es mag genügen, wenn wir in diesem Zusammenhang erwähnen, dass in Draganor mehr als 70 Prozent der über sechs Jahre alten Bewohner Analphabeten waren. Die regionale Verteilung der Analphabeten ist nicht gleichmäßig, ihr Anteil im zentralen Gebiet ist wesentlich kleiner, in den Randgebieten dagegen entsprechend größer, und stellenweise erreichte er auch 90 Prozent.

Amtmann ist im Dorf ein Repräsentant der Staatsmacht, der zwar offiziell am Ort gewählt wird, der aber die Anweisungen und Beschlüsse des Komitats durchzusetzen hat. Eine Heilkundige findet sich höchstens in jedem zehnten Dorf, weil sie sich lieber in den Marktflecken niederlassen. So ist die Dorfbevölkerung auch zur medizinischen Selbstversorgung gezwungen.

Die verschiedenen Angehörigen der Dorfintelligenz haben mit der Bauernschaft allein offizielle Berührungspunkte. Gesellschaftliche Beziehungen unterhalten sie zu ihnen nur selten. Sie erscheinen höchstens zu größeren Feierlichkeiten wie beispielsweise zu den Hochzeiten im Haus der Bauern.

Die Großbauern

Eine markante Figur des Dorfes war der Großbauer oder, wie er in der Tiefebene regional genannt wird, der Dorfpascha. Die Entstehung dieser Schicht hat bereits zur Zeit des Blutes eingesetzt, da nämlich einzelne Bauernfamilien trotz der feudalen Bindungen ihren mobilen und immobilen Besitz bedeutend zu vermehren vermocht hatten. In der Tiefebene konnte der Wohlstand vor allem durch vermehrten Kauf von Rechten vergrößert werden, während er in anderen Gebieten durch Landkauf und -verkauf vermehrt wurde. Nach der Zeit des Blutes nahmen die Möglichkeiten der kapitalkräftigen Großbauern noch zu. Ihren immer größer werdenden Landbesitz lassen sie nicht mehr nur von Tagelöhnern, sondern auch von ständigem Gesinde bestellen. In der Mehrzahl der Fälle wird das Gesinde hier noch mehr ausgebeutet als durch Großgrundbesitzer, schon allein weil die Großbauern, die sich ständig auf ihrem Hof oder Feld aufhalten, nicht dulden, dass jemand verschnauft oder herumsteht; da muss unentwegt gearbeitet werden.

Ein bedeutender Teil der Großbauern lebt auch weiterhin in der Großfamilie, zumal es auf dem Bauernhof reichlich Arbeit gibt. Außerdem ist es auch notwendig, dass die Familienmitglieder mit dem Gesinde zusammenarbeiten, um dessen Arbeit ständig zu kontrollieren. Das Haus des Großbauern unterscheidet sich mehr in der Größe als in der Form von den traditionellen Wohnhäusern des Dorfes. Die Wirtschaftsgebäude sind je nach den Erfordernissen auch größer, damit die reichlichere Ernte aufgenommen werden kann. Unter den Bauern sind die Großbauern die ersten, die neue, bessere und teurere Arbeitsgeräte einsetzen, um so die Ernteerträge erhöhen zu können.

In den Hauptmerkmalen ihrer Kultur und Tradition stimmen die Großbauern mit den übrigen Schichten der Bauernschaft überein. Auch ihre Kleidung ist ähnlich, höchstens für die Festkleider kaufen sie besseren und teureren Stoff. Die Schicht der Großbauern steht der Dorfintelligenz am nächsten. So verheirateten sie ihre Töchter gern mit einem Lehrer oder einem Priester, an deren Lebensformen sie sich zu orientieren suchen. Deshalb tauchen auch zuerst bei den Großbauern neuartige Möbel auf, deshalb trennen sich die Frauen der Großbauern am frühesten von der Volkstracht, und auch in der Küche übernehmen sie gern die Neuerungen der Herrschaften. Im Großen und Ganzen hat die Schicht der Großbauern am ehesten mit einem Teil der Traditionen gebrochen.

Aus den Reihen der Großbauern gehen die Dorfoberen, die Gemeindevorstandsmitglieder, die Dorfschulzen und andere Amtsträger hervor, was zum Teil auch darauf zurückzuführen ist, dass sie am ehesten Zeit für die Erledigung öffentlicher Angelegenheiten erübrigen können. Andererseits schließen sie sich gern den von Berufs wegen führenden Personen des Dorfes an. Auf diesem Weg können sie auch die unmittelbaren Interessen ihrer Familie gut vertreten.

Die Mittelbauern

Der Landbesitz der Mittelbauern bewegt sich zwischen 1 und 3 Hektar, klein, genug, um von den Familienmitgliedern bestellt werden zu können. Höchstens zur Ernte, deren Einbringung eilig ist, werden Landarbeiter eingestellt. Mit der Arbeit wird man nur fertig, wenn die ganze Familie von früh bis spät auf den Beinen ist. Doch bei allem Fleiß haben die Mittelbauern Schwierigkeiten: Wenn es einmal zwei aufeinanderfolgende Missernten gibt, drohen die Schulden sie zu erdrücken.

Da die Mittelbauern nur traditionelle landwirtschaftliche Geräte besitzen und mit veralteten Methoden arbeiten, fallen ihre Ernteerträge gegenüber denen der Großbauern im allgemeinen geringer aus. Für den Kauf von neuen Arbeitsgeräten ist selten Geld vorhanden, so dass die Mittelbauern oft mit gemeinsam erworbenen und genutzten Produktionsinstrumenten auskommen müssen. Einigen wenigen gelingt es, sich in die Reihen der Großbauern hochzuarbeiten, doch viel öfter kommt es vor, dass sie in die unteren Schichten der Dorfbevölkerung absinken.

Die Mittelbauern stellen nur selten Lohnarbeiter ein, sie selbst übernehmen keine Lohnarbeit. So sind sie die am meiste introvertierte Schicht der Bauernschaft. In der Hauseinrichtung, den Essgewohnheiten und der Kleidung halten sie an den Traditionen fest. Ebenso wie die Großbauern sind auch sie um eine höhere Berufsausbildung für eines ihrer Kinder bemüht. Der erste Schritt in dieser Richtung ist für sie getan, wenn ein Sohn zum Lehrer oder gar zum Priester aufsteigen kann.

Die landarmen Bauern

Die landarmen Bauern besitzen kaum mehr Land als 0,5 Hektar. Das bringt nicht einmal genug für die Familie zum Überleben ein. So ist der landarme Bauer gezwungen, sich als Tagelöhner zu verdingen, er arbeitet als Deputathelfer und übernimmt auch andere Deputatarbeiten, um seine Familie recht und schlecht durchbringen zu können. So bedeutet für ihn das kleine Stückchen eigenen Landes eher eine Belastung, denn die dort anfallende Arbeit muss auch zur rechten Zeit verrichtet werden.

Die Häuser der landarmen Bauern sind bescheidener als die der Mittelbauern, meist nur zweigeteilt, die Einrichtung traditionell. Sie pflegen beharrlich die Traditionen, insbesondere die Volksdichtung. Bei ihren geselligen Zusammenkünften und gemeinsamen Arbeiten sehen und schätzen sie immer gern den guten Liedsänger und Erzähler.


Das Landproletariat


Die landarmen Bauern und die besitzlosen Landarbeiter stehen sich außerordentlich nahe. In den meisten Fällen macht lediglich ein kleines Häuschen und ein wenig Land den Unterschied aus, der sich nach einer längeren Krankheit oder einer Missernte gar zu leicht in nichts auflöste. Die Zahl der Landproletarier ist außerordentlich hoch und umfasst annähernd zwei Drittel der Gesamtbevölkerung. Ein Teil von ihnen bemüht sich zwar um den Aufstieg in die wohlhabenderen Schichten der Bauernschaft, doch der Großteil sieht in diesen Bestrebungen ein aussichtsloses Unterfangen. Ihre kümmerlichen Lebensverhältnisse zwingen sie, sich in der Kleidung, Möblierung und in vielen anderen Beziehungen von den traditionellen Formen zu lösen. Zur gleichen Zeit aber bewahren und bereichern sie die geistigen Traditionen.

Ihr unmenschliches Schicksal veranlasste die Landproletarier, sich zu organisieren. Allerdings findet ihre Organisation nur selten den Kontakt zu ähnlichen Bewegungen der anderen Ortschaften. Mehr als einmal wurden die Bewegungen, die sich die Aufteilung des Grund und Bodens der Großgrundbesitzer zum Ziel gesetzt hatten, von den Gendarmen und Soldaten niedergeschlagen.

Im nachfolgenden stellen wir einige charakteristische Gruppen des Landproletariats vor. Ein Teil von ihnen kommt im gesamten draganorer Sprachraum vor, während sich andere auf einzelne Regionen beschränken. Charakteristisch für sie alle ist, dass sie gegenüber anderen Beschäftigungsgruppen Melonen-, Zwiebel-, Paprikabauern nicht irgendein Produkt verkauften, sondern lediglich ihre eigene Arbeitskraft. Selbst hierzu finden sie nicht immer und überall die Möglichkeit; in den meisten Fällen müssen sie weit durchs Land ziehen, bis sie Arbeit finden.

Die Deputanten

Schon seit Jahrhunderten erhielten die landlosen Landarbeiter für ihre Arbeit in der Landwirtschaft vor allem einen bestimmten Ernteanteil. Daraus entsteht eine Verflechtung der Beziehungen, die den Arbeiter in seiner Bewegungsfreiheit behindern und so stark wie möglich an einen Ort binden sollen.

Ein Deputatschnitter erhält ein Sechstel bis Siebtel des Ertrages. Dies wurde meinst schriftlich festgehalten. Solche Schnitterverträge werden meist bereits im Februar zwischen dem Vorschnitter, der im Namen der Schnitter verhandelt, und dem Verwalter des Gutes geschlossen. Im Vertrag wird die ausgehandelte Höhe des Schnitteranteils festgehalten, weiterhin wie und innerhalb welcher Zeit die Arbeit durchzuführen ist. Erkrankt jemand, wird er entlassen und erhält höchstens die bereits geleistete Arbeit bezahlt. Für das Trinkwasser sorgt der Arbeitgeber, doch in die Krüge abfüllen und verteilen müssen die Arbeiter selbst.

Die Form der Beköstigung ist unterschiedlich. Auf den Gutshöfen wird im Allgemeinen das sogenannte Gedinge zugeteilt, das heißt, wöchentlich wird Brot, Speck, Mehl, Gemüse, eventuell Schmalz und Essig in unterschiedlicher Menge ausgegeben und Branntwein in jedem Fall, in einigen Gegenden auch Wein. Von den Lebensmitteln kocht die Schnitterköchin das Mittagessen, und in einigen Fällen bereitet sie auch das Abendbrot. Anderswo wird es zur Gewohnheit, dass der Gutsbesitzer selbst kochen lässt, doch da er hiermit die Möglichkeit hat, die Landarbeiter zu betrügen, nehmen diese lieber das in Naturalien ausgehändigte Gedinge an. Die Versorgung mit warmem Essen bleibt eher bei den Groß- und Mittelbauern erhalten, die den ein bis zwei Schnitterpaaren, die ihnen bei der Ernte helfen, in der Regel dieselbe Verpflegung geben, die sie sich selbst gönnten.

Die Ernte dauert im allgemeinen zwei bis vier Wochen, und da mit der Arbeit gewöhnlich schon vor Morgengrauen begonnen wird, gehen die Schnitter nur, wenn die Felder nicht weit vom Dorf entfernt liegen, zum Schlafen ins Dorf oder auf den Gutshof nach Hause. Meistens schlafen sie im Freien, wenn sie nicht gerade in einem nahe gelegenen Einödhof Unterschlupf finden. Auf den Gutshöfen wird für diese Zeit irgendein Stall geräumt, und hier schlafen die Schnitter auf Stroh.

Der Vertrag wird auf verschiedene Weise geschlossen. So verpflichten sich manche Gruppen vertraglich nur zur eigentlichen Schnitterarbeit, die mit dem Aufhäufen der Ernte auf dem Feld abgeschlossen ist. Andere wiederum übernehmen auch die eigentliche Einbringung der Ernte, sie helfen beim Beladen der Leiterwagen und auch beim Einschobern. Es kommt aber auch vor, dass im Anschluss an die Ernte und das Einbringen der Drusch übernommen wird, was den Schnittern eine gewisse Mehreinnahme garantiert.

Die Ernte muss innerhalb einer bestimmten Zeit abgeschlossen sein, weil sonst die Erne ausgefallen wären, was für den Gutsbesitzer einen großen Verlust bedeutet hätte. Wiederholte Male traten die Schnitter unmittelbar vor Beginn oder während der Ernte in den Streik, um ihre Rechte durchzusetzen und sich ein höheres Deputat zu erkämpfen. Derartige Streiks werden von Gendarmen niedergeschlagen, die Aufwiegler verhaftet und eingekerkert, bis die anderen, eingeschüchtert, die Arbeit wiederaufnehmen. Die Gutsbesitzer haben seit Jeher einen gewissen Respekt vor den Schnitterstreiks und versuchen deshalb, die Arbeiter auf verschiedene Weise an sich zu binden, unter anderem, indem sie sie am Anbau beteiligen.

Das Anbaudeputat bekommt im Allgemeinen aber nur derjenige, der bei der Getreideernte mitarbeitet. Die Größe des Feldes hängt von den Umständen ab und machte 0,5 bis 1 Hektar aus. Das Feld wurde vom Gutsbesitzer gepflügt und besät und dann dem Landarbeiter anteilmäßig übergeben, der sich ab dann um alle Arbeitsschritte bis zu Ernte kümmert. Für diese Arbeit erhält er die Hälfte der Ernte als Entlohnung. Wer allerdings am Schnitterstreik teilnimmt, dem wurde das Feld weggenommen, was gleichbedeutend damit ist, dass er im nächsten Winter keinen neuen Schnittervertrag auf dem Gut bekommt.

In dem Vertrag ist allerdings außer den oben aufgeführten Punkten auch noch festgelegt, dass der Deputant verpflichtet ist, an einigen Tagen jedwede vom Arbeitgeber genannte Arbeit unentgeltlich zu verrichten. Während dieser Zeit bekommt er weder Bezahlung, das heißt Tagelohn, noch Essen. In diesen Arbeitsverträgen, insbesondere im sogenannten „Abarbeiten“, in der unentgeltlichen Arbeit, lässt sich leicht die Fortsetzung der Fronarbeit erkennen. Die Deputatschnitter haben im Allgemeinen ein bis zwei Tage unentgeltlich zu dienen, und diese Zeit leisten sie meist mit der Einbringung der Feldfrüchte ab. In der Tiefebene schwankt diese Verpflichtung pro Katastraljoch zwischen ein und drei Tagen, doch beträgt sie in Cammosa auch eine ganze Woche. Ihr Deputat transportieren die Arbeiter nach dem Drusch auf gemeinsam gemieteten Fuhrwerken nach Hause, den Fuhrpreis zahlen sie anteilmäßig; manchenorts gelingt es, die Heimfuhre auf den Gutshof abzuwälzen.

Abends, doch oft auch in der Mittagspause wird bei den Deputatschnittern viel gesungen. Besonders lieben sie die Schnitterlieder. Gern hörten sie Märchen, Sagen, Geschichten oder Erlebnisse aus der Soldatenzeit, und derjenige, der besonders viel und farbig zu erzählen weiß, genießt großes Ansehen.

Die Schnitter arbeiten unter der Führung eines Vorschnitters oftmals Jahrzehnte zusammen, und sie halten nicht nur in der Arbeit zusammen, sondern auch im täglichen Leben, im Dorf und bei Vergnügungen.

Die Saisonarbeiter

Die Saisonarbeiter schließen mit den Gutsbesitzern Verträge ab, in denen sie sich verpflichten, für einen vorher festgelegten Lohn über einen Zeitraum von fünf bis sieben Monaten verschiedene landwirtschaftliche Arbeiten zu erledigen. Die Arbeit dauert vom Frühjahr bis zum Spätherbst. Auf diese Weise entfällt für den Arbeitgeber eine Lohnzahlung für die Wintermonate, zusätzlich erspart er sich Gesinde, das er das ganze Jahr beschäftigen muss. Diese Schicht der Landarbeiter bildet sich vor etwa zehn Jahren heraus und kommt in Draganor noch selten vor. In einigen Gegenden allerdings ist diese Arbeitsform zur einzigen Existenzgrundlage der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung geworden. So leben vor allem die Matyó von der Saisonarbeit. Oftmals verdient mehr als die Hälfte der Dorfbewohner ihr Brot weit weg von zu Hause.

In Matyó und Umgebung übernehmen vor allem Männer aus den Schichten der landarmen Bauern Saisonarbeit. Die Kinder von Bauern gehen nur dann außer Haus arbeiten, wenn sie in der Großfamilie entbehrt werden können. Der Gutsbesitzer betraut den Truppführer der Saisonarbeiter mit der Zusammenstellung der Truppe. Nach der Bekanntmachung durch Austrommeln melden sich die Interessenten in der Wohnung des Truppführers. Jeder muss eine Leumundsplakette vorweisen können, und wer sich zur Arbeit verpflichtet, gab diese bei dem Truppführer ab. Der Truppführer kümmert sich um alle Angelegenheiten der Saisonarbeiter, auch schlichtet er die zwischen ihnen auftretenden Zwistigkeiten. Mit dem Vertreter des Gutsbesitzers darf nur er den Kontakt halten, ihn setzt man von der Arbeitseinteilung in Kenntnis, ihm übergibt man die Geld- und Naturalbezüge, und er verteilt sie. Für all diese organisatorische Arbeit erhält er im Allgemeinen das Doppelte des festgesetzten Pro-Kopf-Lohns.

Die Saisonarbeiter erhalten wöchentlich Naturalbezüge. Hierzu gehören Mehl, Speck, Bohnen, Erbsen und Linsen in unterschiedlicher Menge, manchmal Fleisch und in jedem Fall Schnaps. Hinzu kommt noch ein wenig Bargeld, das die Arbeiter möglichst für die Wintermonate zurücklegen. Einen Teil der Naturalbezüge geben sie der Truppwirtin, sie ist meist die Frau des Truppführers, die täglich wenigstens für eine warme Mahlzeit sorgt und Brot backt. Bei dieser Arbeit erhält sie von der Truppe die notwendige Hilfe.

Die Saisonarbeiter kommen mit Fuhrwerken zur Arbeitsstelle. Das Fahrgeld erstattet der Gutsbesitzer zurück. Ihre Unterbringung erfolgt in der Scheune, im Schuppen oder im Stall, wo sie die Nacht auf Strohsäcken, meist allerdings nur auf losem Stroh verbringen. Die Arbeitszeit dauert von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, doch müssen sie bereits bei Sonnenaufgang an der Arbeitsstelle sein, gleich wie weit diese von ihrem Quartier entfernt ist. Morgens und nachmittags wird je eine halbe Stunde und mittags eine Stunde Essenspause eingelegt. Die sechs Wochentage müssen voll ausgenutzt werden, was in den Sommermonaten eine Arbeitszeit von oft mehr als 16 Stunden am Tag bedeutet.

Die Saisonarbeiter haben jegliche Arbeit zu verrichten, so das Hacken, das Rübenverziehen und die Ernte, zu der Schnitterpaare zusammengestellt werden. Die Ernteeinbringung und das Dreschen gehören ebenso zu ihrer Arbeit wie das Einbringen von Feldfrüchten und Zuckerrüben. Wenn an Regentagen nicht auf dem Feld gearbeitet werden kann, wird ihnen im Stall, in den Wirtschaftsgebäuden oder deren Umgebung und im Kornspeicher Arbeit zugewiesen.

Der einzige Ruhetag ist der Sonntag. An diesem Tag wäscht man sich, während wochentags in der Regel die Sachen überhaupt nicht ausgezogen werden und man sich angezogen aufs Stroh legt. An den meisten Orten legt die Herrschaft vertraglich fest, dass die Saisonarbeiter auch Dienst an den Göttern zu halten haben. Ferner wird am Sonntag auch das defekte Arbeitsgerät ausgebessert. In den dann noch verbleibenden Nachmittags- und Abendstunden sitzt man zusammen, erzählt sich oder sang.

Die Jüngeren machen sich in diesen Stunden auf den Weg und besuchen irgendeinen benachbarten Saisonarbeitertrupp, wo man ihnen gern etwas anbietet. Oft holte man die Zither oder die Ziehharmonika hervor, zu deren Klängen getanzt wird. Dieses Tanzvergnügen am Sonntagnachmittag, das sogenannte Radau, ist weit verbreitet. Andere gehen in die Nachbardörfer, um neue Bekanntschaften zu schließen und in der Gastwirtschaft ein Glas Wein zu trinken.

Die Erdarbeiter

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts begann man mit der großangelegten Regulierung der Flüsse, was mit umfangreichen Erdarbeiten verbunden war. Diese Arbeiten werden von Erdarbeitern (kubikos) aus dem Süden der Tiefebene durchgeführt. Die kubikos besitzen kein oder nur wenig Ackerland. Ihr Name kommt von Kubik(meter) und deutet darauf hin, dass sie ihre Bezahlung nach der Kubikmetermenge ausgehobener Erde erhalten. Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Beschäftigungsgruppen erhalten sie ihre Bezahlung im Allgemeinen in Geld.

Die Erdarbeiter arbeiten ebenfalls in Trupps. Sie werden vom Truppführer angeführt, der den Trupp zusammengestellt hat. Wenn er von einem größeren Unternehmen hört, reist er auf eigene oder gemeinsame Kosten an den Ort und prüft die Arbeitsbedingungen und die Verdienstmöglichkeiten. Wenn sie ihm zusagen, beginnt er die Arbeitergruppe zusammenzustellen, wobei er zuerst den guten Bekannten und Verwandten einen Platz sichert. Unter ihnen sucht er auch die Vorarbeiter und seine Stellvertreter aus.

Der Truppführer der Erdarbeiter arbeitet mit den anderen zusammen, karrt die Erde, doch kontrolliert er gleichzeitig auch die Abrechnung, damit die Arbeiter nicht betrogen werden. Im Allgemeinen erhält der Anführer keine Zulage und nimmt eine solche auch nicht an. Er tritt immer für die eigenen Rechte und für die seiner Kameraden ein und vertritt deren Interessen gegenüber dem Arbeitgeber.

Die wichtigsten Arbeitsgeräte des Erdarbeiters sind Spaten, Schaufel und Schubkarre. Diese Gerätschaften bringt er mit und hält sie als sein Eigentum auch in Ordnung. Die Schubkarre ist ein einrädriges, aus Brettern zusammengefügtes Fahrzeug, mit dessen Hilfe die ausgehobene Erde abtransportiert werden kann. Auf ebenem Boden ist die Arbeit leichter, und dementsprechend kann mehr geleistet werden. In einem stark hügeligen Gelände ist zum Schieben der mit Erde beladenen Schubkarre Hilfe erforderlich. In einem solchen Fall spannt der Erdarbeiter seinen 10 bis 14 Jahre alten Sohn vor die Schubkarre. Die Kinder werden oftmals zu weit entfernten Arbeitsstellen mitgenommen. Extra Bezahlung erhalten sie dafür nicht, doch macht sich ihre Leistung im Verdienst des Vaters bemerkbar. Dies ist eine Möglichkeit, die Kinder als Erdarbeiter anzulernen. Mitunter gibt es auch Ziehkarrenbesitzer, die die ausgehobene Erde auf zweirädrigen von je einem Pferd gezogenen Kastenkarren an die gewünschte Stelle transportieren. Zu den Ziehkarren gehört meist nur ein Kutscher, der sich von den Knaben helfen lässt.

Bei größeren Erdarbeiten wird für die Erdarbeiter eine Baracke oder ein anderes provisorisches Quartier errichtet, doch in den meisten Fällen bauen sie sich selbst vor Beginn der Arbeit ihre Hütte. Hierzu suchen sie sich einen möglichst windgeschützten Platz am Fluss oder am Waldrand aus und verwenden alle möglichen Materialien, die sie an Ort und Stelle finden. Bleiben sie längere Zeit, errichten sie eine in die Erde eingelassene Hütte, ähnlich wie die Flurhüter sie haben. Die Erdarbeiter führen gewöhnlich auch eine Rohrmatte mit, die sie über den Spatenstiel hängen, um sich vor Regen und Sonne einigermaßen zu schützen. Im Sommer wird die Feuerstelle außerhalb der Hütte angelegt, im Winter muss dafür auch im Hütteninneren Platz geschaffen werden.

Für das Essen muss jeder selbst sorgen. Die meisten Grundnahrungsmittel bringen die Erdarbeiter von zu Hause mit. Dazu gehören Brot, Speck, verschiedene Teigwaren und Zwiebeln. Tagsüber essen die Erdarbeiter Speck, weil sie im Leistungslohn stehen und deshalb die Ruhepausen möglichst knapphalten. Warmes Essen nehmen sie im allgemeinen abends zu sich, wenn ein jeder in seinem eigenen Kessel Eiergraupen- oder Gulaschsuppe mit viel Zwiebeln und, wenn es der Vorrat erlaubte, mit Speck kocht.

Der Sonntag ist für sie ein Ruhetag. Arbeiten sie in der Nähe, gehen sie nach Hause, um ihren Lebensmittelvorrat aufzufrischen, Unterwäsche zu wechseln, mit der Familie zusammen zu sein und notwendige Arbeiten im Hause zu verrichten. Können sie wegen des weiten Weges nicht nach Hause gehen, nutzen sie den Tag zur Körperpflege, zum Wäschewaschen und Nähen, zumal die Erdarbeiter selbst unter ihren schweren Lebensbedingungen viel auf Sauberkeit geben. Arbeiten sie in der Nähe einer Siedlung, dann gehen sie am Sonntag auch dorthin, um sich umzusehen und eventuell nützliche Dinge von den Bewohnern zu lernen. Aus diesem Grund spielen die Erdarbeiter bei der Verbreitung von Elementen der materiellen und geistigen Kultur eine wichtige Rolle.

Märchen werden bei den Erdarbeitern seltener erzählt, sie geben eher Witze zum Besten, erzählten Geschichten und persönliche Erlebnisse. Neben den zeitgenössischen Volksliedern kennen sie viele Arbeiter- und Marschlieder, sie selbst bereichern dieses Liedgut und auch die volkstümlichen Reime mit eigenen Zutaten. Der überwiegende Teil davon erzählt von der schweren Arbeit, vom Kampf mit den Naturelementen, von der Armut, der Trennung von der Familie und dem harten Leben:

Der Spaten frißt an unserer Kraft,


Die Erde unsere Säfte rafft,


Das Hemd, die Hose lauter Flicken,


Der Herrgott selbst mag uns nicht blicken.


Das Gutsgesinde

Oben ist bereits vom Gesinde der Bauernwirtschaften die Rede, gleiches gilt von den verschiedenen Schichten des Gesindes auf den Wirtschaftshöfen der Großgüter. Sie sind vom Gutsherrn völlig abhängig und haben unter sehr schweren materiellen Bedingungen zu leiden. Die Schichten des Gutsgesindes haben im Großen und Ganzen ganz Draganor die gleiche Struktur, da sich auch die Verwaltung der Großgüter annähernd gleich entwickelt.

Der Inspektor verwaltet eine größere Wirtschaftseinheit, während die Verwalter die unmittelbare Aufsicht über kleinere Einheiten ausüben. Ihnen unterstehen die Aufseher, die Inspizienten, die dem Gesinde, den Tagelöhnern und den Saisonarbeitern direkt die Arbeit zuteilen. Die Masse des Gesindes machen die Ackerknechte und die Hofkutscher aus. Ihr Anführer war der Großknecht, der die Arbeit, an der er mitwirkte, unmittelbar dirigiert und deshalb jährlich 2 bis 3 Doppelzentner mehr von der Ernte als die anderen erhält.

Die Anstellung des Gesindes gilt stets für ein Jahr, und wer den Anforderungen entspricht, darf für ein weiteres Jahr bleiben. Gibt es allerdings gegen jemanden irgendeine Beanstandung, darf der Betreffende im nächsten Jahr nicht mehr bleiben. Als eines der schwersten Vergehen gilt die Widerrede. In solch einem Fall erhält der Entlassene einige Tage frei, um sich auf den Nachbarhöfen nach Arbeit umzusehen. Doch wenn ihm der Ruf vorauseilt, dass er widerspenstig sei, das heißt auf seinen Rechten besteht, dann wird er nirgendwo angestellt. Nach Ablauf des Jahres aber setzt man ihn, gegebenenfalls auch gewaltsam, aus der Wohnung, so dass er sich mit seiner Familie bei Verwandten in irgendeinem Dorf eine kärgliche Unterkunft suchen muss, solange er nicht irgendwo Arbeit findet.

Die Form der Gesindewohnungen ist im ganzen Land ähnlich. In den ältesten Gesindewohnungen gelangt man von einer großen gemeinsamen Küche aus in vier angrenzende Zimmer. Je zwei Familien teilen sich in ein Zimmer. Das bedeutet, das auf engem Raum oft mehr als fünfzig Menschen zusammengedrängt leben. Gegenüber der Wohnung befindet sich der Heuschober. Vielerorts erhält das Gesinde einen halben Hektar oder ein etwas größeres Stück Land, auf dem man gewöhnlich Erdrunkeln und andere Feldfrüchte anbau

Menge und Art des Jahresdeputats des Gesindes sind zeitlich und regional sehr unterschiedlich. Wir wollen an dieser Stelle lediglich andeuten, worauf sich das Gesindedeputat erstrecken kann. Der wichtigste Teil des Lohns waren die 12–16 dz der Ernte, die in Raten, meistens vierteljährlich, zugeteilt werden. Hinzu kommt eine bestimmte Geldsumme, deren Wert wesentlich unter dem des Ernteguts liegt. In der Regel werden auch ein Paar Schaftstiefel gegeben, eine gewisse Menge Salz und außerdem je nach den lokalen Gegebenheiten Heizmaterial. Hinzu kommen eine gewisse Menge Land, eventuell ein Hanf- und Gemüsegarten. Das Stückchen Land und der Garten werden mit Hilfe von Frau und Kindern bestellt.

Sommer wie Winter wird eine strenge Arbeitsordnung festgelegt. Vom Frühjahr an wird das Gesinde morgens gegen drei oder vier Uhr zur Arbeit geweckt. Der Knecht und der Karrenlenker versorgen zuerst die Karren, dann können sie eine kurze Frühstückspause machen, danach fahren die Handkarren aufs Feld hinaus. Hier haben sie genau festgelegte Arbeiten zu verrichten; zwischendurch gibt es eine Mittagspause, danach geht die Arbeit bis zum späten Nachmittag weiter. Nach der Rückkehr vom Feld müssen die Handkarren gesäubert werden. Das heißt, dass die Leute erst abends gegen acht Uhr nach Hause kommen und die Männer so bei der zu Hause anfallenden Arbeit kaum noch helfen können.

Im Winter ertönt die Gesindeglocke später zum Wecken, doch auch dann ist für Arbeit gesorgt. Man muss die landwirtschaftlichen Produkte zum Markt bringen, oft über große Entfernungen. In dieser ruhigeren Jahreszeit werden die Handkarren und das landwirtschaftliche Arbeitsgerät ausgebessert, die Ernte auf dem Speicher gewendet, im Wald Bäume gefällt und auf den Hof gebracht. Dennoch bleibt im Winter mehr Zeit zur Unterhaltung. Die Männer kommen im Hof zusammen und erzählten sich gern Geschichten und Märchen.

Selbst am Sonntag ist der Knecht nicht vollkommen frei von der Arbeit, da auch an diesem Tag der Hof sauber gehalten werden muss. Tagsüber hilft er bei der Bestellung beziehungsweise Aberntung des Deputatlandes. An den meisten Orten verpflichtet die Herrschaft das Gesinde vertraglich zum Tempelgang, der streng kontrolliert wird. Alles in allem ist der Sonntag ein etwas leichterer Tag. Die Jugend kommt am Sonntag zusammen, um sich zu unterhalten, Lieder zu singen, manchmal auch, um zu tanzen. Die Siedlungen und Wirtschaftshöfe liegen in der Regel weitab von den Dörfern, so das ein Kontakt mit den Dorfbewohnern kaum möglich ist. Auch ist das Gesinde in den Dörfern gar nicht so gern gesehen, dort verachtet man es, so, dass ein großer Teil des Gesindes das ganze Leben abseits des Dorfes verbringt. Die Zahl der Analphabeten ist beim Gesinde beträchtlich höher als in den Gemeinden, obwohl die Großgrundbesitzer stellenweise bereits Schulen unterhalten.

Die traditionelle Kultur des Gesindes stimmt zu einem guten Teil mit der der Umgebung überein, sie ist gewissermaßen eine farblosere Variante davon. Die Wohnungseinrichtung besteht aus ebensolchen Möbelstücken, jedoch reicht es beim Gesinde meist nur zu einfarbigen Ausführungen. Die traditionelle Raumordnung fällt der übermäßigen Enge zum Opfer. Auf die Volkstracht verzichtet das Gesinde als erste Schicht der ländlichen Bevölkerung. Seine Essgewohnheiten sind denen im Dorf ähnlich, nur bescheidener. Gesindemitglieder heiraten gewöhnlich untereinander, und die Hochzeit richten sie möglichst feierlich aus. Sie halten an den Traditionen fest und bewahren alte Glaubensvorstellungen am längsten.

Der Jäger und der Förster erhalten zwar ebenfalls ein Deputat, doch, sondern sie sich durch ihren Aufgabenbereich von dem übrigen Gutsgesinde vollkommen ab.

Flurhüter

Neben den oben erwähnten Schichten und Gruppen, die die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in den Dörfern und Marktflecken darstellen, sind auch einige Randgruppen betrachtenswert. Aus den Reihen der landarmen und besitzlosen Bauern gehen die Feld- und Flurhüter hervor. Sie werden von der Dorfgemeinde eingestellt und in der Regel in Naturalien entlohnt. Vom Frühjahr bis zum Herbst, doch insbesondere während der Erntezeit, leben sie draußen in der Flur. Ihre provisorischen Hütten errichten sie aus Zweigen, Blättern und Schilf. In der Tiefebene klettern sie auf einen Spähbaum, um auch über weite Entfernungen eine gute Sicht zu haben. Den von Dieben angerichteten Schaden müssen sie ersetzen, falls sie den Schuldigen nicht benennen können. Die Flurhüter der Gutshöfe sind in der Regel alt gewordene Knechte, die bereitwillig, auch gegen ein niedrigeres Deputat, diese schwere und verantwortungsvolle Arbeit übernehmen.

Die Handwerker

Im Folgenden betrachten wir einige mit der Bauernkultur verbundene Gewerbezweige Zimmermann, Müller, Gerber, Leineweber, Kürschner, Stiefelmacher, Szűrschneider, Tuchwalker, Tischler, Töpfer usw., wobei wir angesichts der Bedeutung, die ihnen in den Dörfern und Marktflecken sowie allgemein im Leben der Bauernschaft zukam, auch von ihrer Organisation sprechen müssen.

In einigen Gegenden bleibt die gewerbliche Tätigkeit auf Heimarbeit beschränkt, z. B. Spinnen und Weben, Holzbearbeitung – und dgl. m., während sie in anderen auch als selbständiges Gewerbe ausgeübt wird, z. B. Leineweberei, Lederverarbeitung usw. Außerdem aber gibt es auch eine beachtliche Zahl von Berufszweigen, die bereits sehr lange von Handwerkern ausgeübt werden Töpfer, Bäcker, Müller usw. Ganz natürlich sind das Bestreben der Handwerker, ihren Beruf, das Produktionsniveau und ihre materiellen Interessen vor jenen zu schützen, die die betreffende Arbeit nur gelegentlich und stümperhaft ausüben und sich jeglicher Kontrolle, Abgabe und Besteuerung entziehen. Deshalb schließen sich die Handwerker in Zünften zusammen.

Die Rechte und Pflichten der einzelnen Zünfte werden durch das Privileg geregelt, das im Zunftbrief niedergelegt ist. Von Zeit zu Zeit wird dieser Zunftbrief entsprechend den Erfordernissen ergänzt und erneuert. Der Zunftbrief und seine Modifizierungen werden als wichtigste Urkunde ebenso in der Zunftlade aufbewahrt wie das Protokoll und das Siegel, auf dem die Werkzeuge des jeweiligen Handwerks als Wahrzeichen der Zunft abgebildet sind, weiterhin die Tafel, auf der zur Versammlung aufgerufen wird, und natürlich auch das aus Schenkungen und Bußen eingenommene Geld.

Die Prozedur der Aufnahme in die Zunft unterliegt strengen Regelungen, die im ganz Draganor einheitlich sind. Selbst für einen Lehrling ist der Eintritt in die Zunft nicht einfach, weil außer den Eltern noch zwei Zunftmitglieder für den jungen bürgen müssen. Die Verdingung erfolgt im Allgemeinen für drei Jahre, doch wird sie zeitweise und lokal auch verlängert. Der Lehrling erhält keinerlei Entlohnung, vielmehr müssen seine Eltern der Zunft oder direkt dem Meister Lehrgeld zahlen. Vom Meister erhält er höchstens das eine oder andere Kleidungsstück. Rechte hat er überhaupt keine, dafür umso mehr Pflichten. Neben den Arbeiten, die der Ausbildung dienen, muss er auch die Werkstatt des Meisters sauber halten, in der Küche und im Garten zur Hand gehen, Wasser tragen, die fertigen Waren ausliefern und das Material holen. Für die viele Arbeit bekommt er eine sehr bescheidene Verköstigung, und auch die körperliche Züchtigung fehlt nicht bei der Erziehung. Nachdem der Lehrling ausgelernt hat, wird er „freigesprochen“, er wird Geselle, und aus diesem Anlass lädt er alle Gesellen der Zunft zu einem Zechgelage ein, womit er in ihre Reihen aufgenommen ist.

Von diesem Zeitpunkt an darf er sich nicht mehr mit den Lehrlingen anfreunden, er gehörte nun zum Kreis der Handwerksgesellen, deren Oberältester bemüht ist, die Rechte der Gesellen gegenüber dem Meister wahrzunehmen. Der Geselle erhält außer der Verköstigung einen Wochenlohn, doch arbeitet er dafür von früh bis spät, muss für angerichteten Schaden aufkommen und ist seinem Meister für alles Tun und Lassen rechenschaftspflichtig. Der Geselle ist verpflichtet, für eine mehr oder weniger lange Zeit auf Wanderschaft zu gehen, teils im Land, teils außerhalb der heimatlichen Grenzen. Aus den Wanderbüchern geht klar hervor, dass die draganorer Gesellen oftmals bis weit nach Westen gelange. Hierdurch lernen sie neue Arbeitsverfahren und Materialien sowie die jeweils neue Mode kennen. So ist die Wanderschaft ein sehr wichtiger Faktor bei der Entwicklung des Handwerks.

Nachdem sich der Geselle bei seinem Meister und auf der Wanderschaft sämtliche Kunstgriffe seines Handwerks angeeignet hat, kann er sich zur Meisterprüfung melden. Aus diesem Anlass fertigt er ein besonders schönes und wertvolles Stück an, das von den Zunftmeistern gründlich geprüft wird. Wenn das Meisterstück den Anforderungen entsprach, wird der Geselle nach Bezahlung einer bestimmten Taxe in die Reihen der Meister aufgenommen. Von diesem Zeitpunkt an darf er selbst Arbeitsaufträge annehmen, Gesellen einstellen und Lehrlinge ausbilden, das heißt, er wird vollberechtigtes Zunftmitglied.

Der Zunftaldermann wird von den Meistern gewählt. Er hält sämtliche Fäden der Zunft in seiner Hand. Er schützt die Interessen der Zunftmitglieder, verwahrt das Geld und die Urkunden, präsidiert auf Versammlungen und Festgelagen, kontrolliert die Arbeit der Meister, ahndet Verstöße gegen die Zunftstatuten und vertritt die Zunft gegenüber den Behörden und Käufern. Hierbei helfen ihm sein Stellvertreter und der Zunftschreiber.

Von Zeit zu Zeit wird Sitzungen abgehalten, die mit der Öffnung der Zunftlade beginnt. Solange diese nicht geschlossen wird, ist die Sitzung nicht beendet. Dabei wird über die Verwendung der Gelder und über die Aufnahme von Meistern beschlossen, es wird Recht gesprochen, und es werden Bußen verhängt. Der interne Zunftbrauch sowie die Statuten schrieben eine vielseitige Unterstützung der Mitglieder vor. So stellt man dem kranken Gesellen Tag und Nacht eine Pflegeperson zur Seite, unterstützt die verarmten und alten Mitglieder finanziell und geht gemeinsam zur Beerdigung der verstorbenen Mitglieder oder deren Angehörigen. Während der Faschingszeit veranstalten die meisten Zünfte einen Ball, auf dem auch die Jugend Gelegenheit hat, miteinander bekannt zu werden.

Die in den Zünften vereinigten Handwerker spielen auch im Leben der Stadt und des Dorfes eine bedeutende Rolle. Die Meister erhalten einen Platz unter den führenden Persönlichkeiten der kommunalen Verwaltung. Bei außergewöhnlicher Besteuerung werden sie einheitlich belastet, und gemeinsam beteiligen sie sich an öffentlichen Arbeiten. In ummauerten Städten sind sie für die Instandhaltung und Verteidigung je einer Bastei und eines Mauerabschnitts verantwortlich. Eine Rolle kommt ihnen auch im klerikalen Leben zu. Ihre Zunftfahnen werden meist im Tempel aufbewahrt. An den Prozessionen nehmen sie gemeinsam teil. Jedes Zunftmitglied ist zur Teilnahme an den sonntäglichen Götterdiensten verpflichtet.

Die Gewerbetreibenden

Hinsichtlich Herkunft und Kultur gehört ein großer Teil der verschiedenen ländlichen Gewerbetreibenden nicht zur bäuerlichen Gemeinschaft des Dorfes, sondern ist von anderswoher zugezogen. In der gesellschaftlichen Rangskala stehen die Gewerbetreibenden gleich hinter der Dorfintelligenz, doch sind sie an der Leitung und den gemeinsamen Initiativen des Dorfes im Allgemeinen nicht beteiligt. Sie sind um gute Beziehungen zu jedermann bemüht, da sie bei ihren Geschäften von den Dorfbewohnern abhängig sind, doch beruhte diese Abhängigkeit oftmals auf Gegenseitigkeit.

Der „Kupec“, der Federviehhändler, kauft in erster Linie das Vieh auf und verkauft es auf den Märkten weiter oder gibt es manchmal auch an die Fleischer ab. Sein Tätigkeitsbereich ist in der Regel nicht auf ein Dorf beschränkt, sondern erstreckt sich über eine größere Region, in der er die Preisschwankungen beobachtet und ausnutzt.

Der Erntehändler ist mehr an einen Ort gebunden und verfügt über geeignete Gebäude zur Lagerung größerer Mengen von Erntegut. Bereits vom Frühjahr an leiht er den darauf angewiesenen Bauern Saatgut und Geld gegen hohe Zinsen und kauft zugleich zu einem festgelegten Preis die künftige Ernte. Im Allgemeinen kauft er sämtliche Erntegüter auf und hält sie nach Möglichkeit bis zum nächsten Frühjahr zurück, um sie sowohl am Ort als auch an größere Händler mit bedeutendem Gewinn abgeben zu können. Oftmals erwirbt er auch die Mühle hinzu, oder der Müller dehnt seine Tätigkeit auf den Erntehandel aus.

Der Krämer fehlt selbst im kleinsten Dorf nicht. Er richtet sich möglichst im Zentrum der Ortschaft ein und unterhält eine Gemischtwarenhandlung; er verkauft in erster Linie Gewürze, Zucker, Essig, Petroleum und andere Artikel, die in den bäuerlichen Haushalten täglich gebraucht und von den Bauernwirtschaften nicht produziert wird. Kleidung, landwirtschaftliches Gerät usw. werden in den Krämerläden nur selten geführt, weil die Bauern diese Artikel auf den Märkten kaufen. Beim Krämer kann man nicht nur mit Geld, sondern auch mit Naturalien, hauptsächlich mit Eiern, Mehl usw. bezahlen, deren Preis der Krämer allerdings unter dem laufenden Preis festsetzt, so dass er dadurch zusätzlichen Gewinn hat. An Orten, wo ein Teil der Bevölkerung Geld und Naturalien gleichzeitig bekam, z. B. Deputanten, Saisonarbeiter, Gesinde usw., schreibt der Krämer auch an, doch berechnet er dafür Zinsen.

Der Gastwirt ist im Dorf ebenfalls eine wichtige Persönlichkeit. In jedem Dorf gibt es wenigstens einen, und selbst in kleineren Dörfern kommt es vor, dass mehrere Schenken nebeneinander existierten. Der Schankwirt baut sein Haus immer an der Hauptstraße, damit jeder daran vorbeigehen muss. Die Gastwirtschaft besteht in der Regel aus einer größeren Trinkstube und einem durch einen Lattenzaun gesicherten Schankraum in der Ecke, in dem die Flaschen und Gläser selbst bei Schlägereien in Sicherheit sind. Die Draganor haben dafür den treffenden Ausdruck kármentő, etwa „Schadenschutz“. Die Dorfschenken sind auf den Ausschank von Getränken, Wein und Schnaps und Bier eingerichtet. Essen bekommt man dort nur selten. Der Gastwirt gewährt ebenso wie der Krämer Kredit, wofür er aber ebenfalls Zinsen berechnet. Bauernsöhne bringen, wenn sie nicht genügend Geld hatten, einen Sack Erntegut mit, den sie oftmals vom Vater gestohlen haben. Das Wirtshaus ist der Treffpunkt der Männer, der Ort, den Frauen nur dann betreten, wenn sie ihre Männer zur Heimkehr bewegen wollen.

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