Gut Erös Kar
Das Hofgelände bestand aus zwei Teilen: zum einen das von einer dichten Hecke umgebene Grundstück mit den eigentlichen Hofgebäuden, und zum anderen das als „Bunde“ bezeichnete Hoffeld nördlich davon.
Das Hoffeld hat die Form eines hochkant stehenden Rechtecks.
Das eigentliche Hofgrundstück hat die Form eines liegenden Rechtecks, das ebenso wie die Bunde von einer buschigen Baumhecke umgeben ist. Seine östliche Ausdehnung ist mit der des Hoffelds identisch, nach Westen überragt das Feld das Hofgrundstück. Im Südosten des Grundstücks entspringt an der Stelle des Feldgerichts aus einer Quelle der Vízfogó, dessen Wasser den Graben des Hofes speist und das Gebiet in Richtung Nordwesten wieder verlässt. Über den Wassergraben führt als einziger Zugang im Osten eine Zugbrücke.
Die Hofbauten gruppieren sich am äußeren Rande des Grundstücks um einen Innenhof. Bei ihnen handelt es sich in der Mehrzahl um maximal zweistöckige, konstruktive Fachwerkbauten. Gut zu erkennen ist die bereits von weitem erkennbare steinerne Ringmauer mit vermauerten Zinnen, die den Hof vollständig umgibt. Im Laufe der Zeit wurde die Befestigung ähnlich einer Stadtmauer an verschiedenen Stellen sichtbar ausgebessert und aufgestockt, teils zugunsten von Neubauten aber auch abgebrochen. An anderer Stelle, vor allem im Westen des Grundstücks, hat man sie gar in Hofbauten mit einbezogen, die sie als Außenmauer nutzen.
Der Wohn- und Wehrturm
Der knapp 10 Meter hohe Wehrturm ist auf einem rechteckigen Grundriss massiv aus verputztem Bruchstein errichtet. Die Architekturteile, etwa Tür- und Fenstergewände sind aus rotem Sandstein. Das Gebäude besitzt einen Keller und mit dem Erdgeschoss drei Stockwerke sowie ein zum Kaminzimmer offenes Halbgeschoss innerhalb des Walmdachs.
Die Fenster sind vollkommen unregelmäßig angeordnet und von verschiedensten Formaten, was auf eine bewegte Baugeschichte schließen lässt. So besitzt die Ostseite etwa 1,5 Meter über dem Boden zwei winzige quadratische Kellerfenster, im Erdgeschoss zwei vergitterte Doppelfenster, das erste Geschoss ein Doppelfenster und ein einfaches Fenster, und das Geschoss darüber zwei einfache Fenster. Das Dach besitzt zu jeder Seite hin eine einfache Gaube.
Die Nordseite des Gebäudes ist durch anschließende Gebäude verbaut, so dass hier nur das Stockwerk darüber zwei einfache Fenster zeigt. Die zum Innenhof der Anlage gewandte Westseite bildet mit einem rundbogigen Portal im Erdgeschoss den eigentlichen Eingang des Gebäudes, die Stockwerke darüber verfügen über eine der Ostseite analoge Fensterzahl und -anordnung. Das Portal wird von Pfeilern flankiert, der Schlussstein des Rundbogens stellt das Wappen der Familie Draganor dar.
Im ersten Stock findet sich auf der Nordseite eine spitzbogige Tür, die auf den Wehrgang der Ringmauer führte. Von hier wird auch die Aufzugseinrichtung für die schwere Zugbrücke bedient, die sich direkt nördlich des Turms befindet.
Südlich des Turms bildet die den Hof umgebende Ringmauer einen kleinen Innenhof, wo sich aus strategischen Erwägungen auch der ursprüngliche Haupteingang des Turms, ebenfalls eine spitzbogige Tür befindet. So kann der Hof selbst nach einer Erstürmung des Tores noch weiter verteidigt werden.
Das Haupthaus
Das im Nordwesten der Anlage befindliche Haupthaus wurde als Fachwerkkonstruktion mit zwei Voll- und drei Dachgeschossen errichtet. Beim Bau ist die Nord- und Westflanke der den Hof umgebenden Ringmauer für das Haus zweitverwertet worden. Sie bildet, mit Schießscharten versehen, somit gleichzeitig die zum Land gerichtete Außenmauer des Hauses. Das wehrhafte Bauwerk soll in Krisenfällen, bei Kriegen und Überfällen, den auf dem Gut lebenden und arbeitenden Menschen als sicherer Zufluchtsort dienen; auch aus diesem Grund werden mehrere Dachgeschosse als Vorratsspeicher benutzt. Der geräumige Gewölbekeller auf Säulen, ein stattlicher Saal im ersten Obergeschoss sowie Schnitzarbeiten an den Türen im Erdgeschoss geben dem Haus einen repräsentativen Charakter
Die Scheunen und Ställe
Ebenfalls als Fachwerkkonstruktion, direkt an die Wehrmauer gebaut wurden die Stallungen und Scheunen. Es handelt sich um zweistöckige Gebäude, welche sowohl den Tieren als auch den Mägden und Knechten sowie den Wachmannschaften als Unterkunft dienen.
Der Hof als Feldgerichtsstätte
Im Hof des Anwesens befindet sich die Stätte des Feldgerichts. von Alltagsdelikten sowie von Grenz- und Erbstreitigkeiten und ähnlichem bis hin zu den offiziellen Delikten die der Clanlord für ganz Draganor abhält. Es befindet sich südöstlich der Hofgebäude und ist um die in einen Brunnen gefasste Quelle des Vízfogó herum gebaut, wo sich auch zwei alte Gerichtslinden befinden.
„Links, ehe man an die zu dem Haupteingang führende Brücke gelangt, liegt in einer Vertiefung ein alter Brunnen, dessen Abfluss den Graben füllt. Die Rückwand der die Vertiefung umfassenden Mauern ist zinnenartig abgetreppt und trägt in einer Blende etwa sechs Fuss über dem Boden ein altes, leider durch Unwissenheit und Rohheit arg zerstörtes Steinbild. Es stellt einen Fuchs dar, welcher eine Laute trägt, umgeben von einem Maulwurf, einer Feldmaus, einer Kröte und sonstigen als dem Feldbau schädlichen Tieren. Es ist diese Stätte ein sogenanntes Feldgericht. Nächst dem Brunnen lässt die Vertiefung noch Raum für einen steinernen Tisch mit steinernen Sitzen, auf welchen die Richter sitzen, während die dem Gericht anwohnenden Leute bequem über die Brustwehr in den Raum hineinsehen konnten.“
Die aus Bruchsteinen errichteten, knapp 42 cm starken Umfassungswände des Feldgerichts haben eine durchschnittliche Höhe 1,90 m und bilden ein Rechteck von 7,50 auf 6,25 Metern. Die Oberkante der umlaufenden Mauer ist nicht glatt, sondern sattelförmig, und mit Basaltquadern eingefasst. Die Rückwand mit dem Bild liegt im Osten. Es befindet sich mit seiner Unterkante knapp 2,20 Meter über dem Boden, misst 115 auf 73 cm und ist aus rotem Sandstein gearbeitet. Das Relief des Fuchses mit Laute ist gegenwärtig das einzige bekannte und sichtbar vorhandene Relikt des Feldgerichts. Es weist sehr starke Spuren von Erosion, Verwitterung und anderen Beschädigungen auf.
Bereits im Zeitalter des Blutes war die Anlage des Feldgerichts stark verfallen und mehrfach repariert worden. Wie weit das Feldgericht zeitlich zurückreichte ist aufgrund fehlender weiterer Funde oder Quellen unbekannt.