Der alte Walldakai

Wieder war da etwas unter dem Schleier zu hören, ein Seufzer, ein bedauerndes leises Schnallen? Von einer Dame?

"Tja, lasst mich raten, Gabenträger können damit etwas anfangen, Kopfblinde nicht. Das grenzt die Befähigen dann wirklich ein." Die Leibdienerin kam mit einem Tablett zurück. Tassen, die obligate Teekanne, einer Schale, einem Glas... Und Nussbrand.

Das Tablett wurde behutsam auf den Tisch gestellt, der Blick der Leibdienerin schien der Domna einen ganzen Roman über Sorge, Gefahr, Dummheit und was sonst noch immer zu erzählen, doch Hildegard schickte die junge Frau mit ein paar beruhigenden Worten hinaus.

"Bedient Euch bitte. Wo waren wir doch gleich? Ja, genau, das Memorias. Es scheint, so wie Ihr es beschreibt, doch etwas mehr zu sein als nur eine magische Kiste, in die man Wissen sperrt. Sie kann einen akzeptieren? Interessant."

Ich würde gern versuchen, ob es mich akzeptiert. Aber wie. Es ist sicherlich längst auf dem Weg in den Turm. Diesmal war ihr Seufzer stumm und nicht viel mehr als ein tieferes Atmen.

Hildegard beugte sich überrascht etwas nach vorn und musterte Koldus überrascht. Soviel Gemütsregung gab es bei ihr nicht häufig zu sehen. Mit der Antwort hatte sie nicht gerechnet.

"Ist das so?" fragte sie leise. Sollte es doch eine Möglichkeit geben? Ja, nun war da doch Neugierde. Einfach nur um zu sehen, ob sie das Memorias dos Deuses meistern könnte. Wes möchte es bedürfen, von einem magischen Gegenstand akzeptiert zu werden? Was brauchte es dazu?

Dann erst bemerkte sie, dass Koldus mit dem Essen zögerte. Warum nur? Dachte er, es wäre präpariert? Sie goss sich ruhig etwas vom Tee in die Tasse, schenkte weiteren in die zweite und schob sie zum Ältesten hinüber. Dann trank sie von ihrem Tee, nahm sich vom Gebäck und aß.

"Mögt Ihr etwas anderes?" Die Alte Dame wirkte mehr beunruhigt als verwundert.

"Oh." kam von Hildegard nur ein einziges Wort und es war so neutral, dass man nicht herausfinden konnte, ob die Domna nun beleidigt, zufriedengestellt, amüsiert oder informiert war.

"Welchen Preis könnte das Memorias fordern für die Freigabe von Wissen, so es denn den Fragenden akzeptiert?"

UND VON EUCH MUSS ICH DIES AUCH WISSEN. EINEN VERTRAUENSVORSCHUSS HABT IHR BEKOMMEN. ICH WEIß NICHT EINMAL, WER IHR SEID. MÖGT IHR EUCH NICHT VORSTELLEN?

"Das war also mit Reise gemeint. Nun, ich wäre dankbar für Begleitung." Die Alte Dame hoffte, dass man ihr die Nervosität nicht anhörte.

IST KOLDUS NICHT AUCH WALLDAKAI? HM, ES SEI DENN, ICH SPRECHE MIT DER WEITEREN GEMEINSCHAFT EURER ART ÜBER DAS MEDIUM DER GEDANKEN. ES IST MIR EINE EHRE, 'WENN AUCH EINE SEHR UNGEWÖHNLICHE WEISE. WOHIN SOLL ICH MICH WENDEN, WENN MEINE REISE GELINGT UND ZU EINEM GUTEN ENDE FINDET?

"Ja, ich denke auch, dass es sich zu seiner Zeit finden wird. Nun denn. Nun habe ich doch noch eine Frage. Ist der Clan der Hammerfausts Euch ein Begriff im guten oder im schlechten?" Sie wollte dieses Thema so oberflächlich wie möglich berühren, denn allein das Interesse mochte schon Fragen aufwerfen oder an falsche Ohren gelangen. Er wusste um ihr Wappen, das war schon viel.

"Sicherlich, verzeiht. Ich habe Euch schon viel zu lange aufgehalten, Ältester. Habt Dank für Eure Zeit." Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch, griff nach ihrem Stab und erhob sich langsam. Irgendwo knackte ein Gelenk. Mit ruhigen Schritten ging sie in Richtung Tür und wandte sich dann noch einmal Koldus zu.

" Sagt an, werter Ältester, ist euch das Wort Phönix ein Begriff?" Ihre Hand lang bereits auf dem Türriegel, doch machte sie keine Anstalten, den Riegel auch zu betätigen.

Das Lächeln unter dem Schleier war nicht zu sehen, als Hildegard die Tür öffnete.

Draußen stand die Leibdienerin verdächtig nah an der Tür und machte nun ein paar Schritte zur Seite und zurück, den Kopf verlegen gesenkt.

Koldus hatte nun freien Weg.

"Habt Dank für Eure Zeit." Die Alte Dame nahm kurz des Walldakais Hand, wenn er an ihr vorbei gehen würde und schob ihm etwas zu (ein kleines Plättchen aus Eisen), dann suchte sie sofort wieder Distanz und neigte den Kopf zum stummen Gruß.

Die Alte Dame blickte Koldus grübelnd nach während die Leibdienerin die Gedecke wieder abräumte und das Tablett fortbrachte. Hildegard sah sich noch einmal im Zimmer um, dann schloss sie die Tür und machte sich auf den Weg, Tristan zu suchen. Das würde ein längeres Gespräch werden.