Des einen Fest ist des anderen Feier

Hildegard drückte Marek kurz den hilfreichen Arm und dankte ihm leise, bevor sie Tristan grüßte und seiner Geste zu den Sesseln folgte. Sie wartete, bis ihr Neffe sich gesetzt hatte und tat es ihm dann gleich.

"Sicherlich ist es mir aufgefallen, doch weiß ich nicht recht damit umzugehen. Da Damisella Yuna einlud habe ich keinen Überblick, wer genau angereist ist. Magst du mich bitte ins Bild setzen?"

Hildegard hatte beide Arme locker auf die Armlehnen gelegt und ihre linke Hand begann langsam einen rhythmischen Takt zu schlagen.

"Ich dachte mir das schon. Darf ich dich fragen, wie ihr nach meiner Abreise zum Kloster auseinandergegangen wart? Wie war die Resonanz der zu Steins und zu Wintersturms, wie das Verhältnis?"

Die Finger klopften weiter den Takt. Langsam, stetig, enervierend.

"Was schließt du daraus, dass sie Gesandte geschickt haben? Ich dachte du hättest gerade bei den zu Wintersturm und den zu Stein ein gutes Gefühl gehabt."

"Wer sind die Gesandten, haben wir Namen? Mich beunruhigt, dass zu deiner Krönung zum Clanlord bereits die zu Steins aus der Rolle fielen und nun die zu Wintersturms nachziehen. Was ist mit den zu Xyvis? Was gibt es da neues, seit meiner Abreise zum Kloster? "

Die Alte Dame merkte sich die Namen, wiederholte sie kurz und nickte. Dann lehnte sie sich etwas vor.

"Ich meinte eher, wie er zu Tode gekommen ist, Tristan."

"Es bleibt also beim Unfall, das ist gut. Ich werde sehen, ob Cecylia Zeit für mich hat, aber alles zu seiner Zeit und ohne Druck. Möchtest du sonst noch etwas mit mir besprechen?" Beide Hände lagen nun ruhig gefaltet im Schoß der Alten Dame.

Hildegards Hände ruhten immer noch in ihrem Schoß, doch ihr Blick suchte umso aufmerksamer nach Antworten in der Miene des Neffen. War das ein Eingeständnis? Sie fragte sich, ob es ihr zustand, mehr zu wissen.

"Weißt du mehr über die Todesumstände?" fragte sie dann leise und mit einem leichten Zittern in der Stimme. Es hatte keine Spuren von Kampf gegeben, der Lord war auf den Zinnen allein gewesen. Oder doch nicht?

"Dann ist es besser, an dieser Wahrheit nicht zu rühren. Wie schätzt du die zu Xyvis ein? Cecylia? Stephan? Irgend jemand anderes, der auf Rache sinnen könnte? Oder hält der Clan zusammen und ist klug?" Ihre Fingerkuppen rieben in leiser Nervosität aneinander.

"Ich verstehe und es ist auch gut verständlich, haben wir doch eine Hochzeit anstehen. Dann würde ich mich der Deligierten widmen, wenn du sonst nichts mehr besprechen möchtest." Hildegard machte sich bereit, sich von ihrem Stuhl zu erheben.

"Ich werde mich zeitnah darum kümmern." Die Alte Dame verließ ihren Platz und wandte sich zur Tür.

"Ich wünsche dir Kraft und Weisheit für deine Entscheidungen und deine Arbeit." Das Knarren der Tür, das leise Pochen des Gehstockes und das Rascheln des Kleides waren die einzigen vernehmbaren Geräusche, dann war Hildegard fort